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1. Teil 1 - S. 15

1904 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 15 — Die fahrenden Leute galten als unehrlich. Manche Städte erlaubten ihnen, sich dauernd innerhalb ihrer Mauern niederzulassen, aber sie dursten dann nur solche Beschäftigungen ergreifen^ die auch als unehrlich galten. Hirten und Zöllner, Gassenkehrer^ Häscher und Totengräber, Schinder und Scharfrichter, selbst Leineweber und Müller trieben, nach damaliger Meinung, unehrliche Hantierung. Nur diesen unehrlichen Leuten durfte sich das-fahrende Volk anschließen. 1. Jmviefern hat sich die Bedeutung des Wortes „fahren"' verändert? 2. Was bedeutet also eigentlich die Redensart: „Ich fahr' dahin"? Was bedeutet demnach das Wort „Fahrt"? Welche Worte erinnern noch heute an diese Bedeutung? 3. Im Märchen vom „Zaunkönig und Bär" sagt der Bär zu den Kindern des Zaunkönigs, sie seien „unehrliche Kinder". Was soll das bedeuten? 4. Warum besteht heute dieser Unterschied zwischen „ehrlicher und unehrlicher Hantierung" nicht mehr? 5. Welches sind die fahrenden Leute unsrer Tage? 5. Fehde und Faustrecht. Die Fürsten und Herren klagten zu der Zeit nicht bei dem obersten Richter des Reiches, dem Kaiser, sondern übten auf eigene Hand Vergeltung, wenn ihnen jemand unrecht tat. Ebenso machten es die Städte, Adeligen und Ritter. Wer die stärkste Faust hatte, behielt recht: Gewalt ging vor Recht. Das war das Faustrecht. Da entstanden um geringer Ursache willen Streitigkeiten oder Fehden zwischen Fürsten und Herren, Rittern und Städten. Sie griffen zum Schwerte, um sogleich Rache zu üben. Wollte ein Ritter oder Herr eine Fehde beginnen, so sandte er feinem Feinde einen Fehdebrief; darin sagte er sich gänzlich von dem Feinde los und kündigte ihm an, daß er mit einem Heere gegen ihn ziehen werde. Dann dauerte es nicht lange, und ein feindliches Heer belagerte die Burg oder die Stadt. Konnten die Feinde den Belagerten selbst nicht beikommen, so trieben sie den zugehörigen Bauern das Vieh von Stall und Weide, steckten die Häuser in Brand, zertraten Gras und Getreide oder mähten es ab und besäten den Acker mit Unkraut. Der Bauer wurde erschlagen oder gefangen fortgeführt, und niemand ersetzte ihm seinen Schaden oder kümmerte sich um fein Recht. So trieben die Ritter gleich gemeinen Dieben, Wegelagerei und Raub. Sie hatten nur noch Lust am Raufen und rohem Treiben. Aus deu edlen Rittern früherer Zeit waren Raubritter geworden. Sie aber fühlten das Schändliche ihres Treibens nicht einmal und sagten: Reiten und Rauben ist keine Schande, Das tun die besten Herren im Lande.
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