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1. Charakterbilder aus der Geschichte der christlichen Reiche - S. 105

1909 - Regensburg : Manz
Sorge der Päpste für Rom. Rom unabhängig von der griechischen Herrschaft. 105 an Rom ausübten. Zugleich wurde der Papst der Vertreter der politischen Interessen der ganzen Halbinsel gegenüber allen Fremden, die von Norden und Osten kamen. Als Italien in die Hände der Goten gefallen und Rom dem verheerenden Eindringen der barbarischen Scharen ausgesetzt war, da ward dem Haupte der Kirche die erhabene Mission, Italien, ja den ganzen Erdkreis vor dem Rückfall in die Nacht des Heidentums zu bewahren, die Zivilisation vor der Wildheit asiatischer Horden zu schützen. Als Attila, „die Gottes Geißel", seinen Zug durch Italien mit Blut und Verwüstung bezeichnete, ging ihm Papst Leo I. an der Spitze einer Gesandtschaft, den Hirtenstab in der Hand, entgegen und machte auf den wilden Heerführer einen solchen Eindruck, daß er alsbald seine Feindseligkeiten einstellte. Einige Jahre später, als die Vandalen unter Geiserich blutdürstig und beutegierig vor Rom lagerten, trug ihueu derselbe Papst Leo den Ölzweig des Friedens entgegen und rettete dadurch die Stadt vom unvermeidlichen Untergang und die Einwohner vom sichern Tode. „Die Kaiser," sagt Johann von Müller, „umringt von Weibern und Verschnittenen, stritten indes über beide Naturen und beide Willen in Christo, sie, die keinen Willen hatten." Diese Sorge übten die Papste nicht bloß aus religiöser Pflicht, sondern weil sie in den Bewohnern Roms und Italiens Bürger jenes römischen Reiches sahen, dem auch sie angehörten. Das Haupt dieses Reiches war für sie wie für die ganze römische Bevölkerung des Abendlandes nach dem Untergang des weströmischen Kaisertums der oströmische Kaiser in Byzanz. Das innige Band, welches Ost- und Westrom verknüpfte, fand seinen offiziellen Ausdruck darin, daß die Päpste bereits vor der endgültigen Eroberung Italiens durch die Oströmer ihre Wahl in Byzanz anzuzeigen und den Kaisern zu deren Thronbesteigung ihre Glückwünsche zu senden pflegten. Darum suchten die Päpste solange als möglich die byzantinische Herrschaft in Italien zu erhalten. Als aber dieses nicht mehr möglich war, mußten sie sich nach einem andern Schutzherrn außerhalb Italiens umsehen, der sie vor der stets droheudeu Gefahr rettete, daß die Langobarden ihrer Herrschaft auch Rom unterwarfen. Im 7. Jahrhundert schwanden die materiellen und moralischen Kräfte des griechischen Reiches immer mehr; durch den Übertritt der arianischen Langobarden zur katholischen Kirche aber erhob sich die Autorität des Apostolischen Stuhles in kirchlicher und politischer Beziehung in raschem Schritt zu einer selbständigen Macht. Zur äußern Feststellung derselben bedurfte es jedoch sowohl der griechischen Regierung als auch der langobardischen Herrschaft gegenüber-offizieller Akte, die bald genug ans der Verwicklung der italienischen Verhältnisse und den antikirchlichen Bestrebungen der byzantinischen Kaiser hervorgingen. 3. Ist der Bilderstreit mit allen seinen Greueln als wichtiges Moment der Trennung der griechischen von der lateinischen Kirche anzusehen, so muß er auderuteils auch als ein sehr belangreiches Mittel zur Beförderung der Unabhängigkeit Roms von der griechischen Herrschaft gelten. Es war die Leitung aller Angelegenheiten des Dnkats von Rom unvermerkt und natürlich bereits so sehr in die Hände des Papstes gekommen, daß der Dux neben ihm eine ganz untergeordnete Stelle einnahm . . . Der Bildersturm vollendete den Bruch, indem die Bevölkerung sich nun entschieden vom oströmischen Reiche losriß. So verband sich in Zeiten, wo aus den Trümmern des römischen Reiches sich erst neue Verhältnisse gestalteten, für die Päpste mit der Aufgabe, die Kirche zu regieren, die andere, in einem Teile Italiens auch die weltliche Herrschaft zu führen. Diese weltliche Herrschaft ist durch keine einzelne Handlung begründet, sie ist den Kaisern nicht entrissen, sie ist vielmehr das notwendige Ergebnis des Umstandes, daß die Päpste in einer Zeit schwankender Verhältnisse den Bewohnern des fraglichen Gebietes das waren, was die Kaiser ihnen nicht sein konnten. Sie befestigte aber das
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