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1. Charakterbilder aus der Geschichte der christlichen Reiche - S. 139

1909 - Regensburg : Manz
Ter Pseudopatriarch Photius. Nikolaus I. schickt Legaten nach Konstantinopel. 139 aufmerksam zu machen. Und in der Art, wie er auf den Standpunkt und die Bedürfnisse des neubekehrten Volkes Rücksicht nahm, bewährte sich seine Hirtenweisheit." Die päpstlichen Legaten fanden bei den Bulgaren die freundlichste Aufnahme und Fürst Michael war mit ihnen so zufrieden, daß er alle andern Missionäre entließ, sich und seine Bulgaren feierlich für Diener der römischen Kirche erklärte und eine zweite Gesandtschaft nach Rom schickte mit der Bitte, der Papst möge den Bischof Formosus seinem Lande zum Erzbischof geben und noch mehrere Prediger nachsenden. So war denn Bulgarien in kirchlichen Dingen mit dem Abendlande verbunden. Aber dies konnte dem byzantinischen Kaiser Macedo nicht gleichgültig sein und er wollte deshalb den Pseudopatriarchen Photius als Werkzeug gegen die Römer gebrauchen. Dieser war nach der ungerechten Verbannung des Patriarchen Ignatius zu dessen Nachfolger ernannt, aber von Papst Nikolaus I. exkommuniziert worden, ein Mann voll Ehrgeiz und von höchst zweideutigem Charakter. Jetzt, meinte er, sei die Zeit gekommen, wo er sich an Rom rächen könne. Die Nachricht von den Erfolgen Roms in der Bulgarei hatte noch Öl in das Feuer seines Zornes gegossen. Namentlich beleidigte ihn, daß die von seinen Priestern in der Bulgarei erteilte Firmung nicht für gültig angesehen und die Gesirmten von den römischen Missionsbischöfen anfs neue gesalbt wurden. Er faßte darum den Plan, eine große Synode zu veranstalten und durch sie die Absetzung über Papst Nikolaus aussprechen zu lassen. Noch jetzt besitzen wir das Schreiben, welches er zu diesem Zwecke an die Patriarchen des Morgenlandes richtete, voll heftiger, leidenschaftlicher Beschuldigungen gegen Rom und die lateinische Kirche. Satan, sagt er darin, sei noch nicht zufrieden mit den vielen Übeln, die er der Kirche von Simon Magus an durch so viele Häresien zugefügt habe. Nach dem Siege über diese Feinde habe man geglaubt, endlich Ruhe sinden zu können, znmal da auch die Armenier jüngst zur Kirche zurückgekehrt und die Bulgaren christlich geworden seien. Allein, o Jammer, kaum hätten die Bulgaren zwei Jahre lang den christlichen Glauben bekannt, hätten sich Männer der Finsternis, nämlich des Abendlandes, wilden Tieren gleich ans dieses Volk gestürzt, um den nenangelegten Weinberg Gottes durch falsche Lehren und schlechte Sitten zu verheeren. Als eben Photius in solcher Weise wütete, kamen die für Konstantinopel bestimmten päpstlichen Legaten, von Gesandten des bulgarischen Königs begleitet, an der Grenze des byzantinischen Reiches an; aber der Eintritt in dasselbe wurde ihnen von dem dort stationierten kaiserlichen Offizier verweigert und ihre Pferde mit Peitschenhieben, sie selbst mit groben Worten zurückgewiesen. Nur die bulgarischen Gesandten durften die Reise nach Konstantinopel fortsetzen. Sie hofften, dort auch für die päpstlichen Legaten sich verwenden zu können; aber der Kaiser war sehr unzufrieden, daß der Bulgarenfürst jene durch sein Land hatte reisen lassen, und erklärte offen: „Wenn sie den Weg durch meine Provinzen genommen hätten, würden sie Rom nie wieder gesehen haben." Nachdem die Legaten 40 Tage lang an der Grenze auf Antwort von Konstantinopel gewartet hatten, kam endlich die Erklärung, sie dürften nur dann sich zeigen, wenn sie zuvor ein ihnen vorgelegtes Glaubensbekenntnis unterzeichnen, darin alle Anklagen des Photius gegen die Lateiner anerkennen und in Kirchengemeinschaft mit ihm treten wollten. Natürlich verweigerten sie alles und kehrten zunächst zu dem Bulgarenfürsten zurück, an den gleichzeitig der Kaiser ein sichtlich von Photius verfaßtes Schreiben gerichtet hatte, um ihn von der Gemeinschaft mit den Lateinern wieder abzulenken. Es waren darin dieselben Vorwürfe gegen die abendländische Kirche enthalten wie in dem obenerwähnten Schreiben des Photius an die orientalischen Patriarchen und die Verwandtschaft der beiden Schriftstücke liegt am Tage. Nur enthielt das Schreiben an die Bulgaren einige Anklagepunkte mehr.
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