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1. Charakterbilder aus der Geschichte der christlichen Reiche - S. 164

1909 - Regensburg : Manz
164 Heißer Kampf. dem Lager der Feinde. Schon waren die bayerischen Völker, schon auch die Franken dies- seits des Rheins in Ottos Lager erschienen. Die Schwaben stürmten herbei, selbst Bischof Ulrich ließ bei Nacht seine tapferen Ritter aus Augsburg ziehen, und Graf Dietbold, Ulrichs Bruder, führte jene ruhmgekrönte Schar dem König zu. Doch die Lothringer fehlten: denn Erzbischof Brun hatte sein Heer nicht zu dem anberaumten Tage dem Bruder zuführen können; überdies fürchtete er sich, sein Land von bewaffneter Macht zu entblößen, da die Ungarn leicht dem Kampfe hätten ausweichen und die Länder jenseits des Rheines angreifen können. Auch die Franken jenseits des Rheines, die einen weiten Marsch von Hause weg hatten, wurden noch vermißt; da erschienen endlich auch sie und an ihrer Spitze Konrad, der rühmlich im Wendenland gefochten hatte. Alle jubelten ihm zu; denn er war der rechte Kriegsmann, und wenn er auch gefehlt hatte, keiner war beliebter im Heere als er. Otto wollte den Kampf noch hinausschieben; aber die Ungarn standen ihm zu nah und es war ihm unmöglich, den ungestümen Mut seiner Völker länger zu bändigen. Daher ließ er einen Fast- und Bußtag im Lager verkündigen, um Gottes Beistand für den Sieg zu erflehen, und für den andern Tag alles zum Kampfe rüsten. Als nun das Zwielicht des Tages dämmerte — es war das Fest des heiligen Laurentius, der 10. August — da stärkte sich das Heer durch Gottesdienst zu dem bevorstehenden Kampfe. Der König warf sich auf feine Knie nieder und machte unter vielen Tränen das Gelübde, er wolle, wenn ihm Christus den Sieg über die Feinde seines Reiches verleihe, in seiner Stadt Merseburg dem heiligen Märtyrer Laurentius ein Bistum errichten und ihm die Pfalz, deren Bau er daselbst begonnen hatte, zum Eigentum weihen; dann nahm er von dem frommen Bischof Ulrich das Abendmahl, zum Kampf auf Tod und Leben sich bereitend. Alle im Heere entsagten feierlich aller Fehde und Feindschaft untereinander und gelobten aufs neue Treue ihren Führern und einander Hilfe und Beistand in jeglicher Not. Die Fahnen wurden erhoben, lustig wehten sie in den Lüften und mutig verließen Ottos Krieger das Lager. In acht Züge war das Heer des Königs geteilt, von denen jeder aus etwa tausend wohlgerüsteten Reitern bestand, denen Diener und Troßknechte in beträchtlicher Anzahl folgten. Die drei ersten Züge waren Bayern; sie waren am zahlreichsten erschienen, aber es fehlte unter ihnen Herzog Heinrich, der auf dem Siechbette lag und die Führung der Seinen andern übertragen hatte. Den vierten Zug bildeten die Franken, von Konrad geführt, dem unnahbaren Streiter, dem gefeiertsten Helden des ganzen Heeres. Der glänzendste und stärkste Zug von allen aber war der fünfte, den Otto selbst befehligte. Vor ihm flatterte die Fahne des heiligen Erzengels Michael, und wo diese wehte, da hatte noch nie der Sieg gefehlt; dicht umringte den König eine Schar heldenkühner, todesmutiger Jünglinge, die Auslese der Tapfersten aus jedem Zug des Heeres. Im sechsten und siebenten Zug standen die Schwaben unter dem Befehl Herzog Bnrchards. Den letzten Zug bildeten tausend erlesene, böhmische Ritter in schimmernden Waffen, von ihrem Herzog geführt. Bei diesem Zuge, dem Nachtrab des Heeres, befand sich auch das Gepäck, das man hier am meisten gesichert hielt. Aber es kam anders, als man erwartet hatte. Manche Beschwerden hatte das Heer beim Vorrücken zu bestehen; denn der Weg ging durch Gebüsch und über ungeebnete Felder. Otto hatte ihn gewählt, um den Feind zu täuschen, aber er sah sich bald selbst hintergangen. Ein Teil der Ungarn hatte nämlich zweimal den Fluß überschritten und so den Rücken des deutschen Heeres umgangen. Als Otto auf dem Kampfplatze erschien, sah er den Feind nicht allein vor sich, sondern derselbe stand ihm nicht minder im Rücken. Unerwartet wurde gerade zuerst sein Nachtrab angegriffen.
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