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1. Charakterbilder aus der Geschichte der christlichen Reiche - S. 333

1909 - Regensburg : Manz
V. Wiederaufrichtung des Keiligen Römischen Reiches. Krönung Rudolfs von Kabsburg. nerwartet empfing der mächtige Graf von Habsburg die Botschaft seiner zu Frankfurt geschehenen Wahl zum deutschen Kaiser. Sein Ruf und Charakter hatten dieselbe herbeigeführt. Sogleich zog Rudolf nach Frankfurt und von da geleiteten ihn die Kurfürsten und viele aus der schwäbischen und rheinischen Ritterschaft nachaachen. Über 21 km lang war der Zug von mehr als 20000 Bewaffneten. Den Bischöfen und Fürsten, Äbten und Grafen, begleitet von den Freien, welche Hofdienste nehmen wollten oder Lehen empfingen, folgten Ministerialen, die den königlichen Besitzungen pflichtig waren; aber sie kamen in geringerer Zahl, als es hätte sein sollen; denn es war dem Reiche zu viel entzogen worden. Geschlechter und Bürger der Städte beschlossen den Zug, froh, einen Herrn und Richter über sich, ihre Nachbarn und Bischöfe zu haben. Unter der Menge zogen Lombarden (Kaufleute), auch Juden mit Packrossen, Mauleseln und Kamelen, die mit dem Köstlichsten beladen waren, was Italien, Byzanz und besonders die Karawanen des Orients an die asiatischen Küsten und von dort die Schiffe des ausblühenden Venedig in die Meeresstadt gebracht hatten. Alle waren geschmückt in den malerisch farbenreichen Trachten der Zeit, welche nicht die Mode, sondern Laune, Vermögen und Ansehen bestimmte, alle fröhlich in der schönen Herbstzeit, alle zufrieden; denn der Wunsch eines jeden war erfüllt. Das zerrissene Vaterland fühlte sich jubelnd wieder unter einem gemeinsamen Haupte geeint; vor dem versöhnenden König verschwand aller Parteiuuterschied; der ehedem welfische Anhang drängte sich zu ihm, aber auch die Namen, die unter den Staufen so oft gehört wurden, waren in dem Gefolge zu vernehmen. Zu Mainz übergab ihm der Erzbischof die Reichskleinodien und Insignien, die seit Richards Tode dort bewahrt worden waren. Die Krönung war für Dienstag, den 24. Df' tober, zu Aachen bestimmt. Der Volksandrang soll so groß gewesen sein, daß die niedrigste Schätzung der Anwesenden auf zweimalhunderttauseud angenommen wird. In feierlichster Weise vollzogen wurde die Krönung des Königs und der Königin von dem Erzbischof von Köln mit Zustimmung des Erzbischofs von Mainz. Als nach derselben die Fürsten huldigen und die Belehnung mit dem kaiserlichen Zepter empfangen sollten, fehlte dieses; es war in der Verwirrung der Zeiten verloren gegangen. Die Fürsten stutzten; manchen war wohl ein
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