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1. Charakterbilder aus der Geschichte der christlichen Reiche - S. 347

1909 - Regensburg : Manz
Der Königsmord. 347 „Nicht nur das sollst du erhalten, was dir von dem Erbe gebührt, sondern auch deinen Teil an allem, was ich durch Kauf erworben habe, damit du mir immer größere Ehre zu danken habest; denn ich will einen Mann aus dir machen, allen großen Fürsten gleich." Das Herz des Vetters war aber so voll Bitterkeit, daß er nichts sagte. Da sprach der König: „Ihr Herren von Mainz und von Konstanz, ich rufe euch zu Zeugeu auf von .allem, was ich jetzt gesagt; ich gelobe es nochmals." Murmelnd schied der Herzog vom König; Albrecht rief ihm noch zu: „Vetter, sende morgen früh einen deiner Ritter zu mir, ich will ihm das Nötige geben, um hundert Reisige zu Pferd für dich auszurüsten." Der Jüngling entfernte sich mürrisch und soll gesagt haben: „Sein Unheil walte, weil ich mein Erbteil nicht erhalten kann." Es war Zeit zum Speisen; der König hieß den Mainzer sich an seine Seite setzen. Als er Wasser nahm, trat ein Junker mit vielen Kränzen von Salbei und Rauten ein. Der König setzte einen auf, nahm die übrigen, erhob sich, ging den Tisch hinab und drückte den schönsten auf das Hciupt seines Vetters. Dann aß Albrecht in fröhlicher Stimmung und wurde noch heiterer, als er die Nachricht erhielt, die Königin komme und sei nur noch zwei Meilen entfernt. Auch sie soll wegen des Herzogs gewarnt worben sein und beshalb so sehr zu Albrecht geeilt haben. Da nahm der König schnell von dem Wild- bret und den Fischen das Schönste und Beste und sanbte es seinem Neffen; der aber wollte nichts zu sich nehmen. Nach aufgehobener Tafel besprach sich Herzog Johann mit seinen Vertrauten. Es war funb geworben, daß der König mit geringem Gefolge der Königin entgegenreiten wollte; diese Gelegenheit schien günstig, das Vorhaben auszuführen. Augenblicklich entschlossen sie sich dazu. Sie ritten voraus an die Fähre der Reuß, wo Herzog Johann alle wegschickte, die er für hinberlich erachtete ober die dem König zu Hilfe kommen konnten. Ein königlicher Amtmann, der feinem Herrn sehr ergeben war, wollte nicht weichen, der König habe ihm befohlen zu bleiben; bies reizte Johanns Zorn und Besorgnis und er vergaß sich so sehr, daß er ihm vier Wunben beibrachte und ihn mit Gewalt zwang, sich zu entfernen. Der König begegnete dem Manne, fragte ihn, weshalb er blutig fei, und als er den Hergang erfuhr, tröstete er ihn, fein Neffe habe das in großem Unmut getan. Als er an die Führe kam, brängten die Verschwornen seine Leute von dem Schisse weg, ohne daß er es gewahr wurde. Schon war man übergefahren und Albrecht wieder zu Pferd, da blieb Efchenbach dicht an feiner rechten Seite, an der andern ritt von Wart, hinter ihm Balm, zuletzt folgte Herzog Johann. Sie gelangten auf dem Weg nach Windifch an einen Busch; da ries Johann den andern zu: „Nun wartet nicht mehr, tut nach eurem Mitte!" Rudolf Warts Knecht Rulassingen fiel dem Pferde des Königs in die Zügel, Johann stieß ihm den Dolch in die Brust, worauf Wart ihn mit dem Schwerte durchbohrte, Balm ihm den Kopf spaltete. Sie ließen ihn liegen, Johann setzte sich ans des Königs Pferd und alle ritten mit ihren Knechten in größter Eile davon. Rasch kamen nun die Herren und das Gesinde des Königs, durch die Fähre übergesetzt, herbeigesprengt; sie fanden ihren Herrn mit dem Tode ringend; er hatte nur noch Kraft, die Hände gen Himmel zu erheben. Ein fchaudervoller Anblick! Der Bischof von Straßburg und Herr Dietegen von Kastell waren bis zum Tode erschreckt und betrübt. In den Armen des Bischofs hauchte der König seine Seele aus. Dietegen eilte sogleich den Mördern nach. Er konnte aber nur drei Knechte gefangen nehmen. Der Bischof warf sich im Übermaß des Grames über den Leichnam hin und küßte ihn. Es war der Leichnam seines besten Freundes und Wohltäters. Der entseelte Körper wurde nach Bruck gebracht, dann im Kloster Wettingen beigesetzt. Jammernd und klagend strömten die Bewohner von
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