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1. Charakterbilder aus der Geschichte der christlichen Reiche - S. 374

1909 - Regensburg : Manz
374 Der Sieg der Demokratie in den deutschen Städten. Führung des Rudolf Brun die Herrschaft der früher allein regierenden Patrizier gestürzt und diese teilweise in die Verbannung geschickt. Die Versuche derselben, sich wieder Aufnahme zu verschaffen, waren erfolglos geblieben, der Graf von Habsburg-Laufenburg, der ihnen Hilfe leistete, am 21. September 1337 im Kampfe erschlagen worden. 13 Jahre später verbanden sich die Patrizier mit Johanns gleichnamigem Sohne und überfielen in der Nacht vom 23. auf den 24. Februar 1350 die Stadt Zürich. Allein die Bürger setzten sich rechtzeitig zur Wehr, schlugen den Angriff zurück, uahmeu den Grafen Johann und mehrere seiner Leute gefangen und eroberten seine Stadt Rapperschwyl, die sie nach einiger Zeit mit Verletzung der Übergabsbestimmungen vollständig zerstörten. Zürich schloß, um auswärtige Unterstützung zu erhalten, 1351 einen ewigen Bund mit den vier Waldstätten Uri, Schwyz, Unterwalden und Luzern. In der großen Reichsstadt Regensbnrg bemächtigte sich durch einen Bürgerzwist ein vornehmer Demagoge, Friedrich der Auer, der Gewalt. Er hielt sich eine Leibgarde und Spione, gründete eine Schreckensherrschaft und erkaufte sich vom stets geldbedürftigen Kaiser Ludwig die Anerkennung. Wenn er zur Kirche ging, schritten 40 Mundmänner vor ihm her. Endlich jagten ihn die Bürger fort und es wurde bestimmt, daß binnen zehn Jahren kein Einheimischer wieder die höchste Würde bekleiden sollte. Man bestellte inzwischen einen frommen Ritter von auswärts zum Bürgermeister. Wir sehen hier, in Nürnberg und überhaupt in den großen Reichsstädten, namentlich am Rhein, wie die Reichshändel und die größeren Verhältnisse auf den innern Umschwung zurückwirken. Als die Geschlechter in Mainz, die in der Reichsgeschichte eine ehrenvolle Rolle spielen, von dem schwachen Kaiser Ludwig preisgegeben und mit Acht und Bann bedrängt wurden, kamen sie, um ihre Widerstandskraft zu stärken und ihre Verantwortung zu mindern, den Zünften mit dem Zugeständnis entgegen, den Rat mit ihnen zu teilen; sie nahmen erst 12, dann 22 zünftige Abgeordnete unter die 24 patrizischen auf. Dennoch entstand bittere Zwietracht. Man entdeckte eine geheime Verbindung patrizischer Jünglinge, welche sich die „Ritter der gemeinen Wohlfahrt" nannten und geschworen hatten, mit Gut und Blut der Vaterstadt aufzuhelfen; aber nach heftigen Zusammenstößen wurde die Geschlechterherrschaft gestürzt. Doch ließ man den Geschlechtern immer noch einen gleichen Anteil bei Besetzung des Rates und der Stellen. Das heilige Köln hat nach der lehrreichen, schmerzlichen Erfahrung, die es unter Konrad von Hochstraten und bessert Nachfolger machte, seine alten Geschlechter am längsten geehrt. In andern Städten wurde der durch die Thronkriege geschürte Kampf der Geschlechter, wie in Kolmar der Schwarzen und Roten, in Straß bürg der Zorne und Mülnheine, ein Hebel der Umwälzung. Hier waren die Bürger endlich des ritterlichen Geschelles müde, setzten den Rat ab, zerstörten die adeligen Zechstuben und jagten beide Parteien zur Stadt hinaus. Besonders heiße Kämpfe hatte Speier zu bestehen. Hier hatten schon 1304 die Zünfte das Übergewicht im Rate, 13 Abgeordnete gegen elf patrizische erlangt; darauf suchten die Geschlechter den Rat durch ein Regiment von 16 Aristokraten zu umgehen. Jedoch die Zünfte verbanden sich durch Bundeseide und setzten einen neuen Rat ein, 16 von den Zünften, 15 von den Geschlechtern. Die Sechzehner unterwarfen sich scheinbar, gewannen aber den Kaiser Ludwig und bereiteten insgeheim mit dem benachbarten Adel den Staatsstreich und nächtlichen Überfall in der Nacht des 28. Oktober 1330 vor. Doch der Anschlag wurde verraten und fand die Zünfte auf Mauern und Türmen mächtig gerüstet. Dreihundert Jahre laug feierte mau den Tag. Am Vorabend des Festes ging der Ratsdiener durch die Stadt und rief: „Heut ist der Abend und morgen ist der Tag, da die Stadt Speier verraten ward." Die Geschlechter wurden nun genötigt, sich als fünfzehnte Zunft der Gemeinde anzureihen.
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