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1. Charakterbilder aus der Geschichte der christlichen Reiche - S. 390

1909 - Regensburg : Manz
Johanna vor dem König. Sie zieht in Orleans ein. begab sie sich selbst, von Laxart begleitet, zu ihm; erst als sie zum drittenmal kam, entschloß er sich, sie an den Hof zu senden. In männlicher Kleidung, um vor der Roheit des Kriegsvolkes gesichert zu sein, in Begleitung zweier Edelleute, ihres dritteu Bruders Peter und zweier anderer Personen verließ sie am 23. Februar 1429 Vancouleurs, und obwohl der Weg meist durch Gegenden führte, welche in der Gewalt der Engländer und Burgunder waren, kam sie ohne Unfall am 24. Februar nach Chinon, wo Karl Vii. damals sich aufhielt. Erst nach einigem Zögern und der Erklärung, die sie einigen Prälaten auf ihre prüfenden Fragen gab, daß Gott ihr zwei Dmge auszuführen* befohlen habe, Orleans von der Belagerung zu befreien und Karl nach Reims znr Salbung und Krönung zu führen, ließ sie der König vor sich. Karl Xii. stellte sich, um den prophetischen Geist des Mädchens zu erproben, in schlichter Kleidung unter die 300 glänzenden Ritter und Herren, welche die Neugier im Saale versammelt hatte. Johanna schritt aber durch die Menge unbeirrt gerade auf den König zu. Als Karl sie au einen Höfling wies: „Dort ist der König," entgegnete sie: „Bei meinem Gott, edler Prinz, Ihr seib's und kein anderer." Die Zuversicht, mit welcher sie es im Namen des Herrn aussprach, daß er der wahre Erbe Frankreichs sei, und ihr gauzes Wesen machten lebhaften Eindruck auf ihn. Er befahl indes znerst einigen Geistlichen zu Chinon und dann mehreren Professoren der Theologie zu Poitiers, sich von ihrer Rechtgläubigkeit zu überzeugen. Diese erfanden sie als eine wahrhaft katholische Christin und ihre klugen und begeisterten Anworten, ihre Einfachheit und ihr tadelloser Lebenswandel be-Üimmten sie, dem König zu raten, daß er ihre Dienste annehme und sie der Stadt Orleans zu Hilfe sende. Er entschloß sich dazu, versah sie mit einer vollständigen Rüstung und gab ihr einige Begleiter zum Schutze und znr Bedienung. Nach dem Geheiß ihrer Stimmen ließ sie sich eine Fahne von weißer Leinwand machen, auf welcher der Erlöser dargestellt war, aus dem Richterstnhle in den Wolken des Himmels sitzend, ihm znr Rechten und zur Linken knieten zwei anbetende Engel, von denen der eine in der Hand eine Lilie hielt, auf der andern Seile stauben die Worte: Jesus, Mafia. Das Schwert, mit welchem sie sich waffnete, war hinter dem Altar der Kirche der heiligen Katharina zu Fierbois gesnnben worben, wie ihre Stimmen es versprochen hatten. Meist trug sie jeboch nicht das Schwert, sonbern ihre Fahne; nur in der äußersten Not bebieitte sie sich besselben; auch wenn sie in den Kampf hineingerissen würde, begnügte sie sich, die Feinde von sich abzuwehren. Nie hat sie einen der Feinde getötet. In dem Rate des Königs würde beschlossen, daß sie eine für Orleans bestimmte Sen-bung von Lebensrnitteln und Kiiegsbebürfniffen begleiten solle. Sie befahl die Entfernung aller unzüchtigen Frauen und ermahnte das Kriegsvolk, zu beichten nnb anf Gott zu vertrauen. Priester gingen unter Psalmengesang voran. In einiger Entfernung von der Stadt kam der Baftarb von Orleans dem Zuge, welcher den Weg auf dem linken Loireufer eingeschlagen hatte, entgegen; ohne daß die Englänber es zu uerhtnbern wagten, würden die Vorräte eingeschifft und Johanna zog am Abenb des 29. April in die Stadt ein, bereit Bewohner sie mit unaussprechlicher Freube begrüßten. Ebensowenig versuchten es die Englänber, das Kriegsvolk anzugreifen, welches am 4. Mai auf dem rechten Ufer nach Orleans geschickt würde. Noch an bemselben ge unternahmen einige französische Herren einen Sturm auf eines der festesten Bollwerke der Belagerer ohne Wissen Johannas; sie würden zurückgeschlagen; allein der Anblick der Jungfrau ermutigte sie wieber und nach breistünbigem hartnäckigen Kampfe würde das Bollwerk genommen und zerstört. Am 6. Mai ging Johanna mit 4000 Mann auf das jenseitige Ufer, um hier die Bollwerke der Englänber anzugreifen. Eines berfelben würde von biefen bei der Annäherung der Franzosen geräumt und in Asche gelegt, ein anberes von Johanna,
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