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1. Charakterbilder aus der Geschichte der christlichen Reiche - S. 440

1909 - Regensburg : Manz
440 Pferde. Seehandel. Spiele. nicht noch nach Stör oder afrikanischem Geflügel verlangen; so vortrefflich ist die Küche. Sie bringt der Stadt viel Gewinn und trägt viel zur Annehmlichkeit des geselligen Lebens bei. Sagt ja Platon im Gorgias, neben der Medizin bildeten das Amt der Köche, das Opser und die Schmeichelei die vier Bestandteile des gesellschaftlichen Lebens. Außerhalb eines Tores in der Borstadt liegt ein ebenes Feld, welches danach benannt wird. An jedem Freitage, wenn nicht ein eigenes vorgeschriebenes Fest fällt, findet das berühmte Schauspiel des Verkaufes edler Pferde statt. Zuschauer und Käufer, die in der Stadt sich aufhalten, kommen in Menge, Grafen, Barone, Ritter, Bürger. Die Käufer achten zuerst aus den Schritt. Wenn dann der Lauf beginnt, erhebt sich ein Helles Geschrei. Die gewöhnlichen Pferde führt man etwas beiseite. Drei des Reitens kundige Buben, bisweilen zwei sitzen zusammen auf und bereiten sich je zwei zum Wettkampfe, indem sie die ungezäumten Pferde mit den Mähnen zügeln. Vor allem wollen sie vermeiden, daß einer dem andern im Laufe zuvorkomme. Die Pferde tragen nicht minder nach dem Wettlauf Verlangen; ungeduldig ob des Verzugs, bleiben sie nicht einen Augenblick auf derselben Stelle. Auf ein gegebenes Zeichen strecken sie die Glieder, beginnen den Lauf und springen mit tollkühner Schnelligkeit dahin. Voll Ehrgeiz, in der Hoffnung auf den Sieg, stacheln die Reiter die Pferde mit den Sporen, treiben sie mit der Peitsche an und Hetzen sie durch Geschrei. Auf einer andern Seite sieht man das Vieh der Landleute, Ackergerätschaften, langseitige Schweine und Kühe mit vollem Euter, „die großen Körper der Ochsen und das wolltragende Vieh". Da stehen Stuten, für Pflug, Karren und Zwiegespann geeignet. Nach dieser Stadt See Handel zu treiben, freuen sich die Kaufleute aller Nationen unter dem Himmelsblau. „Gold sendet der Araber, Spezerei und Weihrauch der Sabäer, der Skythe Waffen, Öl der palmenreiche, fette Waldboden Babylons, kostbare Steine der Nil, der Syrer purpurne Kleider, der Gallier seinen Wein, Norweger und Russen Pelzwerk, Marder und Zobel. Fast alle Bischöse, Äbte und Großen Englands sind gleichsam Bürger Londons; sie haben ihre prächtigen Häuser, wo sie sich aufhalten, so ost sie zu Konzilien oder sonst wichtigen Zusammenkünften von dem König oder dem Erzbischof nach London berufen werden oder in eigenen Angelegenheiten dahinkommen. Aber auch auf die Spiele müssen wir zu sprechen kommen, denn eine Stadt soll an-nehmlich und heiter sein. Statt theatralischer Schauspiele hat London heiligere Spiele, Szenen der Wunder, welche die heiligen Bekenner gewirkt haben, oder aus der Leidensgeschichte, in der die Beharrlichkeit der Märtyrer hervorleuchtet. Ganz eigentümlich ist der Brauch, nach welchem am sogenannten Karnevaltage die Schulknaben ihrem Lehrer streitbare Truthühner bringen; der ganze Vormittag ist dann dem Spiele gewidmet, indem die Knaben in der Schule dem Kampfe ihrer Hähne zuschauen. Nach dem Mittagessen zieht die ganze Schuljugend zur ^Ltadt hinaus auf das ebene Feld zu dem berühmten Ballspiel. Die Knaben jeder einzelnen schule haben ihren eigenen Ball. Die Väter und die Vornehmen der Stadt kommen zu Pferde, um den Kämpfen der Jugend zuzusehen, und ergötzen sich in ihrer Art mit den Jünglingen. An einzelnen Festtagen reitet die „neue Schar der Jünglinge" auf kriegerischen Rossen, deren jedes „geschickt und gelehrt ist, im Kreise zu lausen", auf die Fluren hinaus, scharenweise strömen die Bürgersöhne aus den Toren, mit Lanzen und Schilden nach Ritterart gerüstet. Die Jüngeren, mit Speeren ohne Eisen und an der Spitze abgestumpft, führen Kriegsspiele und ritterliche Kämpfe auf. Wenn etwa der König in der Nähe weilt, erscheinen auch viele Hofleute; die Pagen der Konsuln und Barone, die noch nicht mit dem ritterlichen Gürtel geschmückt sind, beteiligen sich am Streite. Jeden entflammt die Hoffnung auf den ^Lieg; die Pferde wiehern, sie beißen an den Zügeln. Wenn dann end-
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