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1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 30

1910 - Regensburg : Manz
30 Seine Milde. — Franz I. und sein Hof. Körperliche Übungen. Nein, Karl war ein Kaiser, treu seiner Pflicht, die gepaart war mit Milde. Von feiner Milde zeugt das Wort, das er zu denjenigen sprach, die ihm nach dem Schmalkaldischen Kriege das Beispiel Julius Cäsars als nachahmenswert empfohlen, da man die Siege nicht nur erfechten, sondern auch versolgen müsse bis zur völligen Vernichtung des Gegners: „Die Alten hatten nur Ein Ziel vor Augen, die Ehre; wir Christen haben deren zwei, die Ehre und das Gewissen." Das war Karl V?) Stellen wir seinem Bilde dasjenige seines Gegners zur Seite. Franz I. strahlte in der Gestalt eines lebenskräftigen, schönen Mannes. Er war eine Erscheinung, die alles andere in Schatten stellte, von hohem Wuchs, mit breiten Schultern und breiter Brust, mit vollem, braunem Haupthaar, frischer Gesichtsfarbe. Eine gewisse Feinheit des Ausdrucks mochte ihm fehlen, ober alles atmete in ihm Manneskraft und Lebenslust, eine sich selber fühlende Fürstlichkeit. Noch hatten die Könige Frankreichs keine feste Residenz, aber indem sie das Reich fortwährend durchzogen, waren sie von einem zahlreichen und glänzenden Hofe umgeben; die Edelleute, die in dem König ihr Oberhaupt sahen, hielten es für ihre Pflicht wie für ihr Vorrecht, demselben, so oft und so lange es die Umstände erlaubten, zu folgen. Aber auch die andern Stände und Hofoffizianten schlossen sich an. Man zählte in der Regel 6000, in Friedenszeiten, wo alles dahin zusammenströmte, 12,000, ja zuweilen Ins 18,000 Pserde. Aller Augen waren aus den König gerichtet, von dessen Meinung und Guust sich jeder, auch in seinen Privatangelegenheiten, abhängig fühlte, besonders, da er so viele Gnaden persönlich zu verteilen hatte. Der Hof war eine Vereinigung von allem, was es Glänzendes in der Nation gab. Immer sich ändernd und doch immer derselbe, war Franz I. fortwährend bemüht, daß es nicht an Damen fehlte, ohne welche der Hof ihm vorkam wie eine Wiese ohne Blumen. Deshalb verwendete er auf äußern Prunk immer größere Sorgfalt. Nicht alles mag wahr sein, was man von seiner Sinnlichkeit erzählt, wenigstens ist es nicht aus vollkommen zuverlässige Art berichtet; aber wir wissen genug, um zu sagen, daß er der Schranken von Zucht und Sitte nicht achtete und Zeitgenossen und Nachkommen schlechtes Beispiel gab. Seine Lust waren die körperlichen Übungen, welche der Begriff des erneuerten Rittertums zur Pflicht machte. Man sah ihn des Waffenfpiels in brennender Sonnenhitze pflegen. Gern suchte er sich den stärksten Gegner ans, um sich mit ihm zu messen; an einem Tage hat er sechzigmal die Lanze gebrochen. Wie der ' Schönste, so hatte er den Ehrgeiz, auch als der Stärkste und Gewandteste der Gesellschaft zu erscheinen. Einst ließ er in Amboise einen vierjährigen Eber in den Schloßhof bringen, um feine Umgebung durch den Anblick der vergeblichen Wut dieses Tieres zu ergötzen; aber der Eber fand durch eine schlecht verrammelte Türe den Weg in das Schloß; alles floh auseinander; der König ging dem heranführenden Tiere entgegen und versetzte ihm so geschickt eine tiefe Wunde, daß es in wenigen Minuten daran verblutete; er hätte nicht geduldet, daß ein anderer das gefährliche Abenteuer bestanden hätte. Leidenschaftlich ergab er sich dem Vergnügen der Jagd. Mehr als einmal geriet er dabei in Lebensgefahr. Ein Hirsch hatte ihn einst mit dem Geweih aus dem Sattel gehoben; doch machte dies auf ihn keinen Eindruck. Um Wind und Wetter bekümmerte er sich nie; keine Hütte war ihm zu schlecht, um die Nacht darin zuzubringen. Als er älter und beleibter wurde, ritt er auf dem Maultier zur Jagd. Ein venetianifcher *) Zur Ergänzung dieser Charakteristik Karls ist jedoch die Schilderung: „Karl V. und Moriz von Sachsen" zu Dergleichen.
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