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1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 49

1910 - Regensburg : Manz
Schändung der Gräber. Hinrichtung Cromwells. England im Elend. 49 gefühlloseste Krieger wütete in einer der Plünderung preisgegebenen Stadt nie mit solcher Habgier, Schamlosigkeit und Roheit, wie jene Helden der protestantischen Reformation gegen Personen, Mönche und Nonnen, verfuhren, die kein den Gesetzen bekanntes Verbrechen be-gangen, keines Vergehens ordentlich angeklagt, zu keiner Verteidigung zugelassen worden, von denen ein großer Teil ein höchst gottessürchtiges und nützliches Leben führte, deren sämtliche Besitzungen ihnen durch die magna charta so gut gesichert waren wie dem König seine Krone und deren Besitz ebensowohl zum Vorteil des Dürftigen als der beraubten Eigentümer verwendet wurde. Die reformierende Räuberbande störte selbst die Ruhe der Toten, indem das Grab des heiligen Augustin, des Apostels der Engländer, zerstört und die Asche des großen Bi- schofs Thomas Becket von Canterbury auf Befehl des Königs in die Lüfte gestreut wurde; die Juwelen an seinem Grabe hatten freilich die Gier der Glaubensneuerer ganz besonders gereizt. Selbst die Überreste Alfreds des Großen in der von ihm gegründeten Abtei Winchester fanden keine Schonung; und doch mußte Alfred der Stolz Englands sein, zählte zu den verdienstvollsten Herrschern, die je eine Krone getragen, und hatte zum Glück und Segen seines Reiches den festen Grund gelegt. Cromwell gewann durch seine hohen Ämter und durch den Raub an der Kirche und den Armen ungeheure Reichtümer. Er repräsentierte den König im Parlament, wo er alle Mord- und Konfiskationsgesetze vorschlug und verteidigte. Ohne ein solches Werkzeug hätte die Plünderung nie zustande kommen können; aber man bedurfte seiner nicht länger, der Räuber hatte schon zu lange gelebt, die Mauern der zerstörten Klöster selbst schienen die öffentliche Rache auf sein Haupt zu rufen. Am Morgen des 10. Juni 1540 war er noch allmächtig, am Abend desselben Tages lag er im Gefängnis als Verräter; er überlebte seine Verhaftung nur um 8 oder 14 Tage; die kurze noch übrige Zeit benutzte er nicht, um Verzeihung für seine Missetaten, sondern um Schonung von dem Tyrannen zu erlangen. Er schrieb wiederholt an den König in der Hoffnung, begnadigt zu werden, doch blieben feine Versicherungen der Unschuld ohne Erfolg; feine Bitte, „noch einmal des Königs balsamische Hand küssen^ zu dürfen, damit ihr Duft ihn geeignet mache zum Himmel," machte keinen Eindrucks Er hatte zuerst den furchtbaren Gedanken ausgeführt, Menschen ohne Urteil zum Blutgerüst zu führen, was konnte also gerechter fein, als daß er auf dieselbe Weise sterbe? Während der sieben Jahre, die der königliche Tyrann seinen grausamen und feig-herzigen Statthalter überlebte, war er mit Täuschungen, Kummer und Qualen aller Art heimgesucht. Er entdeckte nach wenigen Monaten, daß die neue Königin nicht besser als Anna Boleyn sei. Ohne viele Umstände schickte er sie nebst einer ganzen Reihe ihrer Verwandten, Anbeter und guten Bekannten auf das Blutgerüst. Er tobte wie ein wildes Tier, gal) die blutigsten Gesetze, um sich künftig gegen die Untreue seiner Frauen zu sichern und erntete für seine Mühe den Spott der Nation und ganz Europas. Als er auf dem Totenbette lag, scheute sich jedermann, ihn von der Gefahr zu benachrichtigen; er starb, ehe er seine Lage recht inne geworden, und ließ mehr als ein Todesurteil zurück, welches aus Mangel an Zeit ununterfertigt geblieben war. England, welches er in Frieden und Einigkeit wohlhabend und glücklich gesunden, ließ er zurück, zerrissen von Parteiung, seine Bewohner herumziehend in Bettel und Elend. Er legte den Grund zur Unsittlichkeit, Unehrlichfeit und Armut, die eine so bittere Frucht unter den Regierungen c!Uier ^glücklichen, unfruchtbaren und bösartigen Kinder trugen, mit denen nach wenigen fahren fein Haus und sein Name erlosch. Der alte Tyrann hatte" in gewissen Fällen seinen Günstlingen gestattet, die Bistümer Schöppner-König, Charakterbilder. Iii. 4. Aufl.
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