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1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 126

1910 - Regensburg : Manz
126 Philipp Ii. Dienste. Handel und Gewerbe blühten, das Land erfreute sich großen Wohlstandes; aber daß er die Niederlande seinem Sohne Philipp Ii. gab, sollte sehr verhängnisvoll werden. Philipp war nach Gebnrt^ und Erziehung in Sprache, Sitte, Tracht und Politik Spanier.x) Bald trat an die Stelle des von Karl befolgten deutschen Systems ein spanisches Regierungssystem. Zunächst machte sich Philipp den einheimischen Adel zum Feinde, indem er dem spanischen Adel unbedingten Vorzug einräumte. Viele Große gerieten durch den Verlust früherer glänzender Stellungen in gedrückte Vermögeusverhältnisse. Dies wurde um so leb- *) Der Gegensatz der Nationalitäten war unter den Ursachen des Ausstandes gewiß von Bedeutung. Unnachahmlich hat ihn Ranke in wenigen Zügen gezeichnet: „Bei den Spaniern finden wir eine entschiedene Richtung zu öffentlichem Hervortreten, zu glänzender Erscheinung. Sie wollen Ritter sein, sie wollen Würden bekleiden; sie scheuen nicht eine gewisse Pracht auf der Straße mit Armut und Entbehrung zu Hause zu erkaufen. Sowie sie eine Beleidigung zu unauslöschlichem Haß antreibt, so verbindet sie eine Wohltat zu parteiischer Ergebenheit. Die Niederländer sind dagegen ganz einem behaglichen Privatleben zugewendet. Zuerst muß das Haus, das sie bewohnen, wohl gefüllt, es muß mit reinlichem Hausrat jeder Art ausgestattet sein. Dann bekleiden sie wohl ein öffentliches Amt; doch ist dies einmal geschehen, so sind sie zufrieden und treten auch wieder zurück. Bon den öffentlichen Dingen wünschen sie hauptsächlich durch keine Unordnung und Gewaltsamkeit in ihren Besitztümern gestört zu werden. Zu persönlichen Parteiungen sind sie weniger aufgelegt. Jene sind kriegerischer, diese friedlicher; jene kühne Angreifer, diese herzhafte Verteidiger; jene mehr auf Gewinn, diese mehr ans Erwerb bedacht. Welch ein Unterschied ist zwischen dem Vergnügen des Volkes an dem Stier, den der Ritter mit der Lanze entgegenreitend erlegt oder den man von steilem Berg einen engen Weg nach dem Flnß herabjagt, wo er ersäuft, und jenen Festlichkeiten, welche sich etwa die rhetorischen Gilden niederländischer Städte gaben, wenn sie, irgend einen Spruch oder eine verständliche Wahrheit mit sinnbildlicher Pracht darstellend, in Sammet und Seide verkleidet auf altfränkischen, reich geschmückten Spielwagen zueinander einzogen! Die Lust der Niederländer war, wenn der ganze gebratene Ochse ans dem Markt zu sehen war, wenn der Wein durch die Röhre sprang, wenn die Männer hoch an den Mast-bäumen Kleinode erkletterten, wenn die Frauen nach fern aufgesteckten Preisen um die Wette liefen, wenn dann nachts am hohen Turme zu Antwerpen viele hundert Laternen der Freude brannten." König Philipp Ii. von Spanien. Nach einem Gemälde von Peter Panl Rubens
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