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1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 199

1910 - Regensburg : Manz
Der Majestätsbrief. Thurn und Tschernembl. Der Fenstersturz. Offener Aufstand. 199 Der Aufstand in Böhmen. In dem großen böhmischen Majestätsb riefe von 1609 war den böhmischen Herren und Rittern sowie den königlichen Städten der Ban von Kirchen aus ihren Gütern gewährt, im gleichzeitigen Vergleich den Untertanen auf den königlichen Gütern zugestanden worden, sich eigene Kirchen zu bauen. Als aber die Untertanen der erzbischöflichen Stadt Sisostergrab und des Abtes zu Braunau auf den Territorien ihrer geistlichen Herren protestantische Kirchen bauten, wurde es ihnen von diesen untersagt; zugleich hatte Kardinal Klesel dem Grasen Thurn das Burggrafenamt von Karlstein, somit die Verwahrung der Privilegien und Insignien des Reiches abgenommen und den ehrgeizigen Mann, der nicht einmal Böhme, sondern nur in Böhmen begütert war, wider den Kaiser aufgebracht. In seinem Haffe fand er an dem Kramer Tschernembl, welcher, als Ferdinand die katholische Religion in Steiermark herstellte, nach Österreich ausgewandert war und sich an die Spitze der revolutionären Adelspartei gestellt hatte, einen Bundesgenossen. Von beiden wurde jetzt alles aufgeboten, eine Umwälzung der Dinge herbeizuführen, die dem Kaiserhause im günstigsten Falle nichts als einen Schatten von Macht gelassen und der katholischen Religion den Untergang gebracht hätte. Thurn griff die in Frage schwebende Kirchenangelegenheit auf und suchte aus ihr eine allgemeine Beschwerdesache zu machen, verletzte aber damit selbst den Majestätsbrief, und als der Kaiser dies bemerkte und die Häupter der stattgehabten Versammlung als Aufrührer bezeichnete, ließ Thurn und fein Anhang verkünden, der Kaiser wolle dem Lande seine Privilegien entziehen. Bald war die Sache so weit gekommen, daß Thurn und die Seinen nicht mehr zurückkonnten: um so mehr suchte er durch eine blutige Tat ganz Böhmen in sein Schicksal zu verwickeln. Er, Graf von Schlick, Wilhelm von Lobkowitz und einige andere vom böhmischen Herrenstande übersielen am 23. Mai 1618, dem verhängnisvollen Tage für Böhmens Freiheit und Glück, die kaiserlichen Statthalter auf dem Hradschin zu Prag und stürzten Wilhelm Slavata, Jaroslaw von Martinitz und den Sekretär Fabrizius vom hohen Schloßfenster in den Graben hinab. Auf diese schändliche Tat, welche als böhmische Sitte entschuldigt wurde, folgte unverweilt der offene Aufstand. Die Stände wählten 30 Direktoren, übergaben ihnen alle Macht, ernannten den Grafen von Thurn zum obersten Anführer, vertrieben die Jesuiten und begannen, als die Städte Budweis, Krumau und Pilsen dem Kaiser treu blieben, den Krieg gegen diese, indem sie dieselben zum Abfall zu zwingen suchten. Zugleich spähten sie von allen Seiten Hilfe zu erlangen, womöglich ganz Europa in Waffen zu rufen. Kaum war in diesen Wirren Kaiser Matthias gestorben, so zeigte sich auch schon, wie eng sie mit den österreichischen Ständen verbunden waren, wie ein allgemeiner Abfall der Erblande vorbereitet wurde. Bereits jubelten die Hugenotten in Frankreich, deren Haupt, der Herzog von Bouillon, in der innigsten Verbindung mit den deutschen Calvinisten stand, über die Katastrophe, welche sich in den Erblanden über das Haus Habsburg zusammenzog. Es war kein Hehl, daß Kaiser Ferdinand Ii.
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