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1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 256

1910 - Regensburg : Manz
256 Die Puritaner in England. Die englische Revolution. Zur Zeit, da in Deutschland der durch die Kirchenspaltung verursachte Krieg tobte, sah die Welt in England ein anderes, blutiges Nachspiel derselben, in welchem die nenen Ansichten sich auf dem staatlichen Gebiete bis zu ihren äußersten Folgerungen verwirklichten. Nicht die katholische und protestantische Religion standen sich hier gegenüber, sondern zwei Richtungen des Protestantismus stritten miteinander. Der Kampf mußte sich auf das staatliche Gebiet hinüberspieleu, nachdem das Staats- zugleich Kirchenoberhaupt in England geworden war. Der Teil der Protestanten, welcher das kirchliche Ansehen des Königtums nicht anerkannte, zeigte sich als der gefährlichste Feind des Königtums. Erschien aber einmal der Widerstand gegen die königliche Gewalt als rechtmäßig, wer wollte dann diesem Widerstände überhaupt Schranken setzen oder Einhalt gebieten? Die Lehre von der Rechtmäßigkeit des Widerstandes gegen die königliche Gewalt war die Vorstufe zu der Lehre, daß die Quelle der Gewalt der Wille des Volkes sei, und diese Lehre hat ihre äußerste Anwendung in dem furchtbaren Ereignisse, daß ein Volk über seinen König zu Gericht sitzt, ihm das Todesurteil spricht und es vollzieht. Mögen mancherlei politische Mißstände sowie schreiende Mißgriffe der Regierungsgewalt als Ursachen der englischen Revolution ausgezählt werden, das ist festzuhalten, ihre eigentliche Wurzel war religiöser Natur. Die Puritaner sind ihre Träger und Helden gewesen. Ihren Charakter, ihre Sitten, ihre Denkungsweise hat Macaulap, der gefeierte moderne Geschichtschreiber, auf unübertreffliche Weise geschildert. „Die echten Puritaner hegten für das alte Testameut ungemeine Vorliebe, welche sich in allen ihren Gefühlen und Gewohnheiten aussprach. Sie zollten der hebräischen 'Sprache eine Achtung, welche sie der Sprache verweigerten, in welcher die Reden Jesu und die Briefe des Paulus auf uns gekommen sind; sie gaben in der Taufe ihren Kindern Namen nicht von christlichen Heiligen, sondern von hebräischen Patriarchen und Kriegern. Sie suchten in dem mosaischen Gesetz nach juristischen Grundsätzen und in den Büchern der Richter und Könige nach Vorgängen, um danach ihr gewöhnliches Verhalten einzurichten. Ihre Gedanken und Gespräche beschäftigten sich meistens mit Handlungen, welche uns sicher nicht als nachahmungswürdige Beispiele aufbewahrt sind. Der Prophet, welcher einen gefangenen König in Stücke hieb, der rebellische Feldherr, welcher das Blut einer Königin den Hunden zu trinken gab, das Weib, welches trotz des gegebenen Wortes und der Hospitalität das Gehirn des flüchtigen Gastfreundes mit einem Nagel durchbohrte, wurden als Muster für Christen aufgestellt. Sittlichkeit und Sitten wurden einem Kodex unterworfen, welcher dem der Synagoge glich, als sie in ihrem schlechtesten Zustande war. Kleidung, Lebenswandel, Sprache, Studien, Vergnügungen dieser starren Sekte waren nach Grundsätzen geregelt, welche denen der Pharisäer glichen, die, stolz auf ihre reinen Hände und ihre weiten Phylakterien, den Erlöser einen Entheiliget des Sabbats und einen Säufer schalten. Es war eine Sünde, Blumenkränze an einen Maibaum zu hängen, auf die Gesundheit eines Freundes zu trinken, einen Falken steigen zu lassen, einen Hirschen zu jagen, schach zu spielen, Schmachtlocken zu tragen, eine Halskrause zu stärken, das Spinett zu schlagen, die Elsenkönigin zu lesen. Gesetze, wie diese, breiteten über das ganze Leben ein mehr als klösterliches Dunkel aus. Die Gelehrsamkeit und Redegabe, durch welche sich die deutschen Reformatoren wenigstens hervorgetan und welchen sie in nicht geringem Grade ihre Erfolge dankten, wurden
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