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1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 357

1910 - Regensburg : Manz
Gustavs Iii. Persönlichkeit. Manifest gegen die Aristokratie. 357 Gustav Iii. von Schweden. Eine der merkwürdigsten Begebenheiten des 18. Jahrhunderts ist die schwedische Revolution unter Gustav Iii. In Schweden war nach Karls Xii. Tode die Regierungsgewalt ganz in die Hände des Adels gekommen und das Königtum zu einer leeren Form geworden. Der Adel selbst war in zwei Parteien, in die der Hüte und Mützen gespalten, deren jede im Solde fremder Mächte stand und die Staatsgelder für die Prunkliebe und Genußsucht der ihr angehörigen Großen vergeudete. Als Folgen dieses Znstandes zeigten sich schlechte Verwaltung, Zerrüttung der Finanzen, parteiliche Justiz, Zuchtlosigkeit des Heeres. Indem es Gustav unternahm, den Adel zu beugen und die Königsmacht wieder herzustellen, begann er allerdings eine Revolution, aber diese Revolution unterschied sich wesentlich von den Revolutionen des 18. Jahrhunderts dadurch, daß sie eine vollkommen berechtigte war. Weil sie aber in eine Zeit siel, die überhaupt vom revolutionären Schwindel berückt war, ließ es sich kaum vermeiden, daß sich auch an sie revolutionäre Gedanken anknüpften. Gustav war eine sehr liebenswürdige Persönlichkeit. Ein geistreiches Wesen, edle Haltung und eine herzgewinnende Umgangsweise begleiteten sein Auftreten. Französische und englische Schriftsteller und aufgeklärte Publikationen der letzten Zeit hatten Schweden Äußerungen zugänglich gemacht, wie sie Gustav auf seinem ersten Reichstage tat, er finde seine Ehre darin, daß er der erste Bürger eines freien Staates sei. Während er dadurch die Hoffnung und das Interesse aller mit dem Bestehenden Unzufriedenen an sich als an einen gemeinsamen Mittelpunkt knüpfte, besaß er dennoch Verstellungsgabe genug, daß die Aristokratie solche Äußerungen als unschuldige Phrasen auffaßte und in Sicherheit ihn seine Vorbereitungen treffen ließ. Gustav schien nur geistreichem Genusse zu leben; aber unterdessen benützten Mittelspersonen, die von ihm ihre Weisungen empfingen, die Teuerung im Lande und die Unzufriedenheit gegen die schlechte Verwaltung, alle Hoffnungen auf den jungen König zu richten. Nachdem der Plan verabredet war, erhob sich der Hauptmann Hellichius in Christian-siadt gegen den bestehenden Zustand. Er erließ ein Manifest gegen die Anmaßungen der Aristokratie. Des Königs Bruder, Prinz Karl, der ins Einverständnis gezogen war, sammelte sofort Truppen, als gelte es sie gegen Hellichins zu führen. Noch glaubte Gustav selbst zögern zu müssen und hielt durch Verstellung die Reichsräte hin, bis ihr Kollegium den Prinzen Karl vom Kommando der durch ihn zusammengezogenen Truppen entfernen wollte. Schon war auch in der Hauptstadt alles vorbereitet, als am 19. August früh in der Reichstagsfitzung dem König zugemutet wurde, einen Brief mitzuteilen, den er in der letzten Nacht vom Prinzen Karl erhalten. Der König lehnte ab und es wurde gegen ihn der Verdacht in einer Weise laut, die ihn zu raschem Entschlüsse trieb. Er eilte aus der Versammlung zu verschiedenen Gardeabteilungen und gewann fast alle Offiziere, soweit sie nicht schon insgeheim für ihn sich erklärt hatten, und zugleich die Schloßwache. Das Volk, durch die falsche Nachricht, Gustav sei gefangen, alarmiert, schloß sich im Jubel ihm an. Die Bemühungen des Generals Rudbeck, die Truppen für den Reichsrat zu gewinnen und das Beginnen des Königs als ein Attentat gegen die Freiheiten des Landes darzustellen, waren vergebens; denn Gustav besaß die Liebe und das Vertrauen der Hauptstadt und von den Landesfreiheiten im Sinne der Aristokratie wollte man eben nichts wissen. Den Reichsrat ließ der König sofort durch Soldaten im Sitzungssaale festhalten. Die Behörden in der Stadt huldigten Gustav
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