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1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 455

1910 - Regensburg : Manz
Zwiespalt. Kriegserklärung gegen Preußen. Wut über den Fall von Krakau. gewinnen. Die Russen zogen sich gegen die preußische Grenze zurück, der Hof zu Berlm zeigte sich unentschlossen und Katharina Ii., welche im Süden ihres Reiches gegen die Pforte rüstete und gleichzeitig vor Gustav Iii. von Schweden besorgt war, wünschte, daß die Freiheitsglut der Polen sich abkühlen mochte, bevor sie mit aller Kraft einschritte. Aber das glückliche Zandern der Gegner vermochte der höchste Nationalrat nicht im ganzen Umfange zu benutzen, weil Zwiespalt die Reihen des Aufstandes trennte. Die Partei des Königs klagte, daß anstatt des Trägers der Krone Kosciuszko an der Spitze der höchsten Behörde stehe und dadurch die königliche Würde tatsächlich aufgehoben sei. Aber Kosciuszko kannte den Wankelmut des Herrschers und seine Unfähigkeit, mit starker Hand die Bewegung zu lenken. Die Bürger von Warschau zürnten, daß man nur Mitglieder des hohen Adels im Nationalrate erblickte, während durch den Kampf der Bürger in der Hauptstadt die Revolution glücklich begonnen und das bisherige Unglück Polens meist durch die Schuld des Adels herbeigeführt sei. Aber Kosciuszko sah auf die Greuel der unbeschränkten Volksherrschaft in Frankreich und wollte keine Blutschuld dieser Art auf seine Polen laden. So schlich sich Zwist in das Lager des Aufstandes und Ruffenfrennde schürten. Dem Mangel an Geld suchte der Nationalrat dadurch abzuhelfen, daß er Kirchen und Klöstern auferlegte, alles überflüssige Silber und Gold in den öffentlichen Schatz abzuliefern. Gegen diese Verfügung wurde kein Widerspruch laut. In jeder Kirche blieb nur eine Glocke, die Gläubigen zum Gebete zu rufen; die übrigen alle wurden zum Gusse von Geschützen verwendet. Mit dem Nationalrate traten alle Staaten bis auf Rußland und Preußen in Verbindung. Noch kannte man den Entschluß Preußens nicht, als Kosciuszko in der Nähe von Krakau den General Denissow angriff und im Augenblick, wo sich bereits die Russen zum Weichen gezwungen sahen, unerwartet von 24,000 Preußen unter Friedrich Wilhelm Ii. angegriffen wurde. Kämpfend siel der mutige Grochowski, nach 25stüudigem Streite mußte Kosciuszko verwundet das Schlachtfeld räumen und erreichte, von den Siegern verfolgt, Warschau. Nun erließ der Oberfeldherr im Lager bei Kielce auch gegen Preußen die Kriegserklärung. Die Rüstungen und Steuern wurden vergrößert, man mußte zum Papiergelde, zum Verkaufe von Nationalgütern seine Zuflucht nehmen. Kein Murren wurde laut; vor keinem Opfer zur Erringung der Freiheit, nur vor Verrätern bangte das Volk. Da kam die Kunde, Krakau sei gefallen. Hier befehligte Wieniawski an der Spitze von 7000 Mann. Kosciuszko hatte ihm die Anweisung gegeben, die Stadt den Österreichern einzuräumen, falls ein preußisches Heer nahen sollte. Aber der Feige begab sich ins Lager des preußischen Generals Elsner, welcher die verlassene Stadt besetzte. Bei dieser Nachricht erfaßte die Bevölkerung Warschaus namenlose Wut; sie glaubte sich überall von Verrätern umlauert, forderte von Zakrzewski den Tod der Verhafteten, erbrach, als ihrem Verlangen nicht willfahrt wurde, die Kerker und richtete einen Teil der Gefangenen hin. Gleich den Polen glühten die Bewohner Litauens für die Freiheit. Tag und Nacht betrieb Jafinski die Wehrbereitschaft. Fürst Sapieha, der Reichstagsmarschall Litauens und General der Artillerie, trat als Gemeiner in den Kreis der Vaterlandsverteidiger. Hier gebot über die ganze gerüstete Mannschaft, von Kosciuszko gesandt, Wielhorski. Mit seinen Sensenträgern schlug Jasinski den russischen General Benningsen. Während Österreich in der Besetzung Krakaus den Plan einer abermaligen Teilung erkannte und, um nicht teilnamslos an der neuen Gestaltung der Verhältnisse zu bleiben, ein Heer nach Kleinpolen sandte, zogen Russen unter General Fersen, vereinigt mit den Preußen, gegen Warschau. Nicht an Kosciuszko, der als Rebell galt, sondern an Stanislaus August erging die Aufforderung Friedrich Wilhelms zur Übergabe. Als sie abgelehnt
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