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1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 466

1910 - Regensburg : Manz
466 „Die Schlacht über den Wolken". Bonapartes Aufruf an das Volk in Kärnten. brannte der Kampf auf allen Punkten; vergeblich hielten die Franzosen ihre Bajonette entgegen. Das Dreinschlagen mit umgekehrten Stutzen war das Lieblingsgefecht der Baueru, es dröhnte Schlag auf Schlag. Diese Schläge und das klägliche Heuleu der Feinde, die unter den fürchterlichen Streichen sielen, hallten durch den Spingeser Wald; nur da und dort hörte man einen Schuß, der einen feindlichen Offizier durchbohrte. In dem Dorfe warf sich eine durch das Gefecht ermattete Truppe von Bauern in den Friedhof, Korporal Türk sprengte die Turmtüre und zog die Sturmglocke. Geschützt durch die Brustwehr, schlugeu die Bauern die stürmenden Feinde immer wieder zurück. Da sah man unter andern ein Mädchen von Spinges mit zusammengegürtetem Unterkleide und wallendem Haare die andringenden Franzosen mit einer eisernen Gabel von der Friedhofmauer hiuabftoßeu. Auf den Spingeser Feldern lagen die Leichen der Feinde in großer Zahl, meist mit zerschlagenen Köpfen, und wo der Bauer nur noch das mindeste Röcheln spürte, wurde die Hirnschale vollends zerschmettert. Pardon wurde nicht gegeben noch genommen. Furcht und Schrecken vor dem Landsturm verleidete den Franzosen den Aufenthalt in Tirol. Am 5. April abends 8 Uhr verließ Joubert Brixeu, um durch das Pustertal abzuziehen, und suchte so schnell als möglich Villach zu erreichen. Massena und Bonaparte gegenüber mußte die Verteidigung des Erzherzogs Karl bei der Übermacht des Feindes nur ein fortwährender Rückzug werden. Er hatte hinter dem Tagliamento Stellung genommen; aber es gelingt ihm nicht, Bonaparte aufzuhalten. Seinen rechten Flügel sandte er nach Tarvis; er hoffte, derselbe werde am 20. März das Ziel erreichen und Maffenn zuvorkommen, während er selbst dem Gegner den Übergang über den untern Jsonzo streitig machen wollte. Allein am 20. März war der rechte Flügel noch einige Meilen von Tarvis entfernt, weil sein Nachtrab angefallen worden war; Mafsena aber hatte schon den Paß besetzt. Bonaparte war dem Erzherzog auf dem Fuße gefolgt und bemächtigte sich der venetianischen Stadt Palmauuova mit ihren Vorräten. Gradiska fällt. Karl eilte, so rasch er konnte, nach Villach, nahm einige Abteilungen, die vom Rhein eingetroffen waren, mit sich, um Tarvis anzugreifen und Mafsena zu verjagen, gewinnt den Paß und setzt sich mit 6000 Grenadieren fest. Aber Mafsena kehrt mit seiner ganzen Division zurück. Mehrmals setzt der Erzherzog sein Leben der äußersten Gefahr aus, immer wieder führt er feine Reiter in den Kampf, ganze Reihen von Reitern stürzen und brechen auf dem Eise zusammen. Es war „die Schlacht über den Wolken", wie Bonaparte sie nannte. Der Erzherzog kehrt erst um, als nur noch acht Mann bei ihm aushielten. Jetzt standen die Franzosen auf der Höhe der Alpen und konnten mit 50,000 Mann gegen Wien marschieren. Aber trotz dieser Siege war Bonaparte von ernsten Sorgen niedergedrückt. Von Süden kamen schlimme Nachrichten; in den venetianischen Provinzen war ein blutiger Aufstand gegen die Franzosen ausgebrochen. In Ungarn regte es sich, in Österreich, in Wien stammte Kriegsbegeisterung auf; darum erließ Bonaparte von Villach aus einen beruhigenden und zur Lieferung von Lebensrnitteln einladenden Aufruf an das Volk von Kärnten und ließ ihn in Trieft in alle Sprachen der Monarchie übersetzen und besonders viele Exemplare in ungarischer Sprache abziehen. Auch wandte er sich in einem schlauen Schreiben an Erzherzog Karl, worin er seiner Friedensstimmung Ausdruck gab. Und doch bewilligte er Meerroaldt und Bellegarde, die zu Unterhandlungen in Judenburg bei ihm eintrafen, nicht einmal einen Waffenstillstand auf zehn, sondern nur auf sechs Tage. Das österreichische Heer war geschlagen; aber in Wien bildete sich ein Korps von Freiwilligen; Studenten und Kaufleute meldeten sich; in kurzer Zeit hatten sich 40,000 eingeschrieben. Prinz Ferdinand von Württemberg, der Schwager des Kaisers, sollte ihr
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