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1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 501

1910 - Regensburg : Manz
Das Volk von Tirol. Aufgeklärte bayerische Regierung in Tirol. £01 Andreas Kofer und die Selben von Tirol. In Tirol hatte sich auf eine fast wunderbare Weise seit Jahrhunderten die alte freie volkstümliche Verfassung, die alte Kirche, Sitte, Tracht uni) Kraft erhalten. Ein Stück Mittelalter lag hier wie eine Insel mitten im wetten Meere der modernen Kultur und Aufklärung. Mit landesväterlicher Weisheit hatte das Haus Habsburg niemals an seinem treuen Tirol ■gerüttelt, nichts darin verändert. Erst Joseph Ii. suchte ihm seine Neuerungen aufzudrängen, aber ohne Erfolg. Die Tiroler Bauern waren von uralter Zeit her frei und lebten mit dem einheimischen wenig zahlreichen Adel wie mit den Welt- und Klostergeistlichen in einem patriarchalischen, vertraulichen Verhältnis. Das ganze Volk war eine einzige, innig verbundene Familie. Das Land hatte seine eigene Verfassung, nach der auch der Bauernstand in den Angelegenheiten des gemeinsamen Besten mitsprach, und war frei von den mehr ober weniger modernen Gesetzen imd Verwaltungsmaximen der übrigen kaiserlichen Erblande, frei von der Rekrutierung. Es hatte dem Kaiser ein Landregiment, das durch freie Werbung komplettiert wurde, und zur Verteidigung des Landes 4 Milizregimenter zu stellen, die außer Land zu dienen niefit verpflichtet waren, und stellte sie mit Freuden, weil jeder Bauer von Jugend auf seinen Stutzen liebte und trefflich handzuhaben wußte. Aus den wetterharten Gesichtern dieser kräftigen, kerngesunden Gestalten sprach ein Mut, fest und stark wie ihre Berge, eine Treue unerschütterlich wie ihre Felsen. Als Tirol im Preßburger Frieden durch einen Federstrich Napoleons von Österreich losgerissen und Bayern zugeteilt worden war, hätte man glauben sollen, die Regierung in Bayern würde alles aufbieten, um die neue herrliche, unschätzbare Erwerbung durch Bande der Liebe und des Interesses an sich zu fesseln. Auch fehlte es nicht an natürlichen Sym-pathien; denn Altbayern war ebenso streng katholisch wie Tirol und die Interessen beider Länder kamen einander entgegen, da sie aneinander grenzten, das Gebirge Wein und Vieh, die Ebene Korn und städtische Fabrikate zum Austausch zu bieten hatte. Aber die bayerische Regierung war verblendet durch den Fanatismus der Aufklärung und bis zur Trunkenheit übermütig durch den Souveränitätsschwindel, dem die neuen Nheinbuudsfürsten im Vertrauen auf die Allmacht Napoleons fast alle verfallen waren. Der gute König Max Joseph von Bayern, persönlich der mildeste und liebenswürdigste Fürst, der wegen seines leutseligen Verkehrs mit dem gemeinen Mann sich einer seltenen Popularität erfreute, ließ gleichwohl seinem Minister Montgelas freie Hand, und gerade der war es, der die treuen, frommen Tiroler bis aufs Blut quälte und zur Verzweiflung brachte. Unter allen deutschen Staatsmännern damaliger Zeit war keiner so durch und durch Todfeind der Kirche und aller alten volkstümlichen Verfassungen, Gewohnheiten und Rechte, wie Montgelas. In der Athmosphäre der Jllumiuateu ausgewachsen und durch die Gunst seines Herrn mit aller Macht ausgestattet, die sich alles erlauben zu dürfen glaubte, träumte Montgelas, den sogenannten katholischen Aberglauben, d. h. die Kirche gänzlich auszurotten. Während er alle Klöster und Kloster-schulen aufhob, alles Kirchengut einzog, die Rechte der Bischöfe mit Füßen trat, die Bischöfe selbst einkerkerte und verbannte, die Kirchen plünderte, die zahlreichen Stätten der Volksandacht niederreißen, die heiligen Gegenstände kindlicher Verehrung an Juden verkaufen, den Volksglauben geflissentlich durch die Staatsdiener selbst verhöhnen und verspotten ließ, arbeitete er an Umsturzplänen für die Schule, um durch Anstellung von Philosophen und Religionsspöttern an den bayerischen Universitäten und Gymnasien, durch Errichtung von Schullehrer-
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