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1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 536

1910 - Regensburg : Manz
ö'bo Napoleon und Metternich in Dresden. Deutschlands Befreiung. Am 26. Juni 1813 erschien der österreichische Minister Metternich in Dresden, um mit dem Kaiser von Frankreich eine feste Grundlage des künftigen Friedens festzustellen Napoleon erwartete ihn stehend in der Mitte seines Kabinetts, den Degen an der Seite, den Hut unter dem Arm. Er ging auf Metternich zu mit erkünstelter Fassung und fragte ihn nach dem Befinden des Kaisers. Bald aber verdüsterten sich seine Züge und, indem er sich vor Metternich hinstellte, sprach er: „Sie wollen also den Krieg? Gut, Sie sollen ihn haben. Ich habe zu Lützen die preußische Armee vernichtet, ich habe die Russen bei Bautzen geschlagen; auch Sie wollen an die Reihe kommen. Es sei, in Wien geben wir uns Randez-vous . . ." „Krieg und Frieden," erwiderte Metternich, „liegen in der Hand Eurer Maiestat . . . Zwischen Europa und Ihren bisherigen Zielen besteht unlöslicher Widerspruch. Die Welt bedarf des Friedens. Um diesen Frieden zu sichern, müssen Sie in die mit der allgemeinen Ruhe vereinbarlichen Machtgrenzen zurückkehren oder aber Sie werden in dem Kampfe unterliegen. Heute können Sie noch Frieden schließen, morgen dürfte es zu spät sein. Der Kaiser, mein Herr, läßt sich in seinem Handeln nur durch die Stimme des Gewissens leiten; an Ihnen, Sire, ist es mm, auch das Ihrige zu Rate zu ziehen." "Nun gut, was will man denn von mir? Daß ich mich entehre? Nimmermehr! ich trete keine Handbreit Boden ab. Eure Herrscher, geboren auf dem Throne, können sich zwanzigmal schlagen lassen und doch immer wieder in ihre Residenzen zurückkehren. Das kann ich nicht, ich, der söhn des Glückes. Meine Herrschaft überdauert den Tag nicht, an dem ich aufgehört habe, stark und folglich gefürchtet zu sein ..." „„X5n alledem, was Eure Majestät mir soeben gesagt, sehe ich einen neuen Beweis davon, daß Europa und Eure Majestät zu keiner Verständigung kommen können. Ihre Friedensschlüsse waren immer nur Waffenstillstände. Die Mißgeschicke wie die Erfolge treiben Sie zum Kriege. Der Augenblick ist da, wo Sie Europa den Handschuh hinwerfen . . Nicht Europa wird es sein, welches im Kampse unterliegt."" "Wollen Sie mich etwa durch eine Koalition zugrunde richten? Wie viele seid Ihr denn, Ihr Alliierten? Euer 4, 5, 6, zwanzig? Je mehr Ihr seid, desto besser für mich, ^sch nehme die Herausforderung an; aber ich kann Sie versichern," fuhr er mit gezwungenem Lachen fort, „im nächsten Oktober sehen wir uns in Wien." Nach einigen Abschweifungen Napoleons bemerkte ihm Metternich: „Das Glück kann Sie ein zweites Mal wie im ^sahre 1812 im Stiche lassen. In gewöhnlichen Zeiten bildet die Armee nur einen kleinen Teil der Bevölkerung, heute ist es das ganze Volk, das Sie unter die Waffen rufen. Ihre jetzige Armee, ist sie nicht eine antizipierte Generation? Ich habe Ihre Soldaten gesehen, es sind Kinder. Eure Majestät haben das Gefühl, daß Sie' der Nation absolut notwendig sind, brauchen nicht aber auch Sie die Nation? Und wenn diese jugendliche Armee, die Sie unter die Waffen gerufen, dahingerafft fein wird, was dann?" Bei diesen Worten erbleichte Napoleon und seine Züge verzerrten sich. „Sie sind nicht Soldat/' fuhr er zornig Metternich an, „und wissen nicht, was in der Seele eines Soldaten vorgeht. Ich bin im gelbe ausgewachsen und ein Mann wie ich schert sich wenig um das Leben einer Million Menschen! Mit biesem Ausruf warf er den Hut, den er bisher in der Hand gehalten, in eine Ecke des Zimmers. Metternich blieb ruhig und,
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