Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 550

1910 - Regensburg : Manz
550 Napoleon geschlagen. Wellington hatte seine Stellung vier Stunden südwärts von der großen Stadt Brüssel auf den Hügeln von Mont St. Jean genommen, hinter sich den großen Wald von Soignies. Napoleon dagegen wählte seinen Standpunkt auf einer Höhe bei der Meierei La belle Alliance, von wo er das ganze Schlachtfeld übersehen konnte. Er war froh, als er die Engländer auf ihren Hügeln in Schlachtordnung erblickte; denn er hoffte ganz sicher, sie zu schlagen und seinen unversöhnlichen Haß gegen sie in ihrem Blute zu kühlen. Sobald der Regen etwas nachgelassen, ließ er einige große Meierhöfe, die sie besetzt hatten, mit aller Macht angreifen, und da es ihm gelang, einen davon zu nehmen, richtete er nun seinen Hauptangriff auf die Hügel, wo sich Wellingtons Zentrum befand. Es bestand aus Engländern, Schotten und Hannoveranern, letztere unter dem tapfern General Alten. Napoleon ließ 80 Kanonen vorfahren und Fußvolk und Reiterei zur Seite und dahinter gerade die Hügel hinanstürmen. Es war ein furchtbarer Angriff und es gehörte die ganze kaltblütige Tapferkeit der englischen und deutschen Krieger und die Feldherrngröße Wellingtons dazu, ihn auszuhalten. Aber die Reihen wankten nicht. Wenn das heftige Feuer sie zerriß und viele Tote dahinstürzten, schlossen sich die übrigen sogleich wieder dicht zusammen und feuerten unermüdet weiter, und wo die treffliche englische Reiterei irgend eine vorteilhafte Stelle znm Angriffe fah, da brach sie hervor und warf jedesmal die französischen Reiter zurück, die Hügel hinunter. Dreimal stürmten die Kolonnen Napoleons gegen die Hügel, dreimal waren sie nahe daran, die englische Schlachtreihe zu durchbrechen; allein der Entschluß des englischen Feldherrn wie des Heeres stand fest, zu siegen oder zu sterben. Endlich hätte jedoch die heldenmütigste Tapferkeit der Übermacht unterliegen müssen. Napoleon, ergrimmt über den hartnäckigen Widerstand, sammelte noch einmal noch stärkere Angriffshaufen; seine Garde, die immer den Ausschlag geben mußte, sollte selbst den Angriff machen; Wellington dagegen konnte keine frischen Truppen mehr in den Kampf führen und die ungeheure Anstrengung hatte die ©einigen erschöpft. Seufzend sprach er: „Ich wollte, es wäre Abend oder die Preußeu kämen!" — und in diesem Augenblicke hörte er den Donner ihres Geschützes irrt Rücken der Franzosen. Da rief er mit Tränen der Freude in den Augen: „Nun, da ist der alte Blücher." Die Preußen hatten sehr schlimme, vom Regen ganz verdorbene Hohlwege gefunden. Nachmittags 5 Uhr waren trotz aller Anstrengung erst zwei Brigaden von der Bülowschen Abteilung am Saume des Waldes von Frichemont angekommen. Dennoch beschlossen die Feldherren, mit diesen ungesäumt anzugreifen, da sie die Engländer so im Gedränge sahen, und im Sturmschritt ging's die Hügel hinunter. Sie fanden heftigen Widerstand; denn hier gerade stand die französische Reserve, die noch gar nicht im Gefecht gewesen war. Allein nun drängten auch ohne Aufenthalt immer frische Haufen der Preußen in die Schlacht; immer heftiger wurden die Franzosen in die Enge getrieben und jetzt hatte auch Wellington, durch die Ankunft der Preußen neu belebt, den letzten Angriff der kaiserlichen Garden zurückgeschlagen. Von vorne drangen die Engländer die Hügel hinab, von der Seite und vom Rücken kamen die siegreichen Preußen. Da brach auf einmal der ganze französische Trotz zusammen und Angst und Schrecken traten an feine Stelle. „Rette sich, wer kann!" ertönte es von allen Seiten und die Flucht wurde so allgemein und verworren, daß Hohe und Niedere wild durcheinander rannten und einzig auf die Erhaltung ihres Lebens dachten. Bei dem Meierhofe Belle-Alliance trafen die beiden Feldherren Blücher und Wellington zusammen und umarmten sich in unsäglicher Freude ob des von Gott geschenkten Sieges. General Gneisenau sammelte in Eile die nächsten Hausen leichten Fußvolkes und Reiterei, um den flüchtigen Feind in der Nacht beim Scheine des Mondes zu verfolgen. Kein Augenblick der
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer