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1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 554

1910 - Regensburg : Manz
554 Franz I. und Friedrich Iii. schließen die heilige Allianz. Ihr fehlte die Lebenskraft. er eine Zeitlang dem Eroberer gestanden, je höher seine Meinung von dessen Genie gewesen war. Kaiser Franz I. von Österreich und König Friedrich Iii. von Preußen hatten ihre Throne mehr als einmal wanken gesehen und sie glaubten, nur durch höhere Hilfe deren Zertrümmerung abgewendet zu haben. Als die drei Monarchen nach dem zweiten Sturze Napoleons wieder in Paris zusammenkamen, meinten sie, nach dem Siege über den allgemeinen Bedränger am Eingänge einer neuen Zeit zu stehen. Am 26. September 1815 unterzeichneten sie eine gemeinsame Erklärung, in welcher sie die Grundsätze anssprachen, zu deren Beobachtung sie sich anheischig machten. Dieser Vertrag, der unter dem Namen „die heilige Allianz" berühmt geworden ist, sollte gewissermaßen die Einleitung zu einem neueu Staatsrecht bilden. Die drei verbündeten Monarchen versprachen feierlich, in ihrem Verhalten untereinander und gegen alle andern Mächte die Lehren des Evangeliums, der christlichen Liebe und Gerechtigkeit zur Richtschnur zu nehmen. Sie gelobten, einander treue Brüder und ihren Völkern sorgsame Väter sein zu wollen, und sagten sich gegenseitig uneigennützigen Beistand zu, wenn Friede und Recht verletzt werden sollten. Sie empfahlen ihren Völkern als einziges Mittel zur Erhaltung der so teuer erkauften Güter der Ordnung und Ruhe die Beobachtung der Pflichten, welche der Heiland allen seinen Bekennern auferlegt hat. Das Evangelium sei nicht bloß das höchste Gesetz für das Privatleben der einzelnen, sondern müsse auch auf die Leitung der Staaten und Völker angewandt werden. Alle Mächte, welche denselben Grundsätzen beipflichteten, wurden zum Anschluß an diese Allianz aufgefordert. Die „heilige Allianz" wurde einerseits mit allem denkbaren Hohn übergössen und als Knechtungsmaschinerie für die Völker dargestellt anderseits als ein herzerquickender Triumph des christlichen Glaubens, als erwärmender Sonnenstrahl nach langem Froste und schneidendem Nordwind begrüßt. In den Augen des Katholiken ist weder jener Hohn noch diese Begeisterung gerechtfertigt. Die Idee war eine halbe, unklare, verworrene, hervorgegangen aus einer Auffassung des Christentums, welche die konfessionellen Unterschiede übersieht oder verdeckt und in toter Abstraktheit wurzelt. Daß man nicht vom Christentum in seiner lebendigen Gestaltung, nicht von der Kirche sprach, war eben die Folge des religiösen Zwiespalts unter den Bekennern des Christentums, dessen 3 Hauptrichtungen, die katholische, griechisch schismatische und protestantische, die 3 Monarchen vertraten. Da die Idee keine Lebenskraft hatte, vielmehr tot und unpraktisch war, konnte sie auch nicht in das Leben eingeführt werden. Die verbündeten Monarchen bekämpften allerdings überall den Geist der Willkür und Unterdrückung, wo er unter den Formen der Revolution und Demokratie auftrat, ließen ihn aber nicht nur ruhig gewähren, sondern schützten ihn sogar, wo er von der Monarchie ausging. Auch hat die heilige Allianz nichts getan, um die politischen und sozialen Einrichtungen der von ihr abhängigen Staaten auf irgend eine Weise dem christlichen Ideal näher zu bringen. Selbst die längere Erhaltung des Friedens oder wenigstens die Abwendung allgemeiner Kriege ist nicht ausschließlich sein Werk gewesen. Nach 23 jährigen unaufhörlichen Kämpfen und Stürmen verstand sich das Bedürfnis der Ruhe von felbft. 1840 eroberten 3 christliche Mächte das heilige Land wieder den Türken zurück und ruhig sahen sie dem Treiben liberaler Gewalthaber zu, die da und dort gegen alle christlichen Grundsätze verstießen, die kirchlichen Institute vernichteten, das Kirchengut raubten, die gläubigen Christen verfolgten, ja, sie begünstigten sogar die widerchristlichen Bestrebungen. Anstatt die Religion ans dem Znftand der Hörigkeit, in dem sie fast seit 2 Jahrhunderten schmachtete, zu befreien, anstatt ihr die Freiheit zurückzugeben, in der sie allein ihre volle
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