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1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 568

1910 - Regensburg : Manz
568 Die Union. Daniel O'connell. Der katholische Verein. dem Statthalter Pryning gegebenen Akte das irische Parlament nicht zusammenberufen werden sollte, ohne daß sämtliche Gesetzesvorschläge vorher von dem englischen Geheimen Rat geprüft und genehmigt wären. Und nun folgten von seiten des unabhängig gewordenen Parlaments sogleich weitere, den irischen Katholiken günstige Beschlüsse. Eines der ersten Gesetze räumte ihnen das Besitzrecht wieder ein und hob viele bittere Pönalgesetze aus wie die Strafen gegen Messe lesende Priester, das Verbot, Jugendlehrer oder Vormünder zu sein, Pferde von höherem Werte als 5 Pfd. zu besitzen. Da kam die französische Revolution und gab den schon verbreiteten Begriffen von Freiheit und Gleichheit neues Leben. Die Gefahr, welche von Irland her drohte, nötigte das englische Parlament zu Konzessionen. Den Katholiken wurde die Advokatur und die Eingehung gemischter Ehen erlaubt. Als im Jahre 1793 Frankreich an England den Krieg erklärte, wurde der Rest der Pönalgesetze abgeschafft und den Katholiken das passive Wahlrecht zugestanden; auch sollten sie solcher bürgerlicher und militärischer Anstellungen, welche den Testeid nicht erforderten, fähig fein.1) Dagegen blieben )ie noch vom Parlamente und von den höheren Staatsämtern ausgeschloffen. Aber die Besorgnis vor der Strömung, die sich im irischen Parlament entwickelt hatte, war in England nicht verschwunden. Die Unterstützung, welche der französische Einfall im Jahre 1798 in Irland fand, brachte den Plan zur Reife, die Unabhängigkeit des irischen Parlaments wieder aufzuheben. Nachdem die Lords mit 1.260,000 Pfund Sterling für ihre Wahlrechte in das Unterhaus entschädigt waren, wurde die Union vollzogen (1801). Damals ertönte zum erstenmal jene Stimme, welche durch so viele Jahre mit solcher Gewalt das irische Volk zu ergreifen und zu leiten wußte. Als der Vizekönig im Parlamente den Antrag auf Aufhebung stellte, rief O'connell: „Ich verlange, daß die Bill verbrannt werde." Umsonst zählte eine Bittschrift gegen die Union über 700,000, eine andere für dieselbe nicht 5000 Unterschriften. Das Ministerium versprach bei Aufhebung des Parlaments Irland in jeder Beziehung auf gleichen Fuß mit England zu stellen. Dahin gehörte vor allem die Befugnis zum Eintritt ins Parlament und in alle Staatsämter. Allein fo oft auch die Emanzipation der Katholiken vom Jahre 1807 an im Parlamente zur Sprache kam, immer wurde die Bill verworfen. Anfangs scheiterte sie unter Pitt, der alles anwandte, das gegebene Wort zu lösen, an dem Widersprüche Georgs Iii., später an dem Widerwillen des Parlaments, das sich einbildete, die Katholiken seien, weil unter einem auswärtigen geistlichen Oberhaupte stehend, Feinde des Vaterlandes. Erst mußte die Agitation in Irland wieder einen bedenklichen Charakter annehmen, bis die englische Befangenheit und Judolenz überwunden wurde. Diese Agitation begann im Jahre 1810 mit der Gründung des katholischen Vereins, dessen einziges Ziel die Emanzipation der Katholiken war. Ohne den katholischen Verein, ohne O'connell wäre die Emanzipation der Katholiken in England nicht möglich gewesen. Der katholische Verein gab Irland eine neue Gestalt. Er setzte eine neue Regierung Irlands neben die bestehende gesetzliche; während der Irländer sich dieser ans Pflicht und Gehorsam unterwarf, unterwarf er sich dem Verein mit freiem Entschlüsse. Der katholische Verein umfaßte und beherrschte die gesamte katholische Bevölkerung; er übte seinen Einfluß durch die Presse, Versammlungen, Petitionen, Agitationen, durch die Macht der öffentlichen Meinung aus, die niemals so mächtig, so konsequent, so wirksam sich erwies als in Irland. Jeder Irländer war Mitglied des Vereins, jeder fühlte ^ Der Test ist ein Eid, den ein Katholik nicht schwören kann, ohne aufzuhören, Katholik zu sein, ^tei Schwörende verwirft den Primat des Papstes, die Transsubstantiation, die Heiligenverehrung und erklärt das Meßopfer für Götzendienst.
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