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1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 579

1910 - Regensburg : Manz
Radikale Verfassungsrevision. Der Sonderbund der kathol. Orte. Frevel in Freiburg. Dufour. 579 er die Freischaren heimlich zugelassen, ohne sie offen und kräftig zu unterstützen; durch diese Halbheit hatte er sich mit beiden Parteien verfeindet. Eine radikale Volksversammlung erzwang am 19. Oktober 1845 vom großen Rat eine Verfassungsrevision im ultra-demokratischen Sinn. Auch in Zürich errangen die Radikalen wieder die Oberhand und Bluutschli mußte zurücktreten. Am weitesten aber ging Druey im Waadtland, indem er sämtlichen Geistlichen befahl, die neue Verfassung öffentlich von der Kanzel herab zu preisen; 43 weigerten sich; er entsetzte sie. Da erklärten 185 Geistliche (November 1845) ihren freiwilligen Austritt. Sie hofften, die Kirche vom Staate zu trennen und ihre Gemeinden zu behalten, aber Druey besetzte die erledigten Pfarreien neu oder zog mehrere in eine zusammen und ließ die Ora-toires, in denen die Geistlichen Privatgottesdienst hielten, vom radikalen Pöbel stürmen, wobei die Gläubigen arg mißhandelt wurden. Doch sah sich Druey, obgleich er selbst als sogenannter Leiterprediger von der Leiter herab dem Volke die unbedingteste Gleichheit gepredigt und zu St. Jakob erklärt hatte, solange noch einer reicher oder gebildeter sei als der andere, gebe es keine wahre Republik, aus Rücksichten auf das Ausland gezwungen, die Kommunistenvereine zu desavouiren, die sich im Waadtlande gebildet und deren Publizist Marr in seiner Zeitung als ersten Grundsatz ausgestellt hatte: „Der Atheismus ist der Anfang der Humanität." In dieser Fabrik wurde auch die gotteslästerlichste Schrift Feuerbachs „Die Religion der Zukunft" in einer wohlfeilsten Ausgabe für das gemeine Volk nachgedruckt. 1846 gelang es den Radikalen, von Fazy geleitet, auch die Genfer Regierung zu stürzen, wobei es zu einem heftigen Straßengefecht kam. Diese Erfolge machten die Radikalen in Bern so trotzig, daß sie den geschlagenen Ochsenbein zu ihrem Schultheiß wählten, der 1847 auch Bundespräsident der Eidgenossenschaft wurde. Unter seiner Leitung entschied sich sofort die Tagsatzung mit der Mehrheit radikaler Stimmen gegen den sogenannten Sonderbund, den die katholischen Orte (die vier Waldstätte, Zug, Wallis und Freiburg) zu ihrer Verteidigung geschlossen hatten, sperrten ihn ab, strich die Offiziere desselben ans der eidgenössischen Militärliste und rüstete sich nach der Ernte sechs Wochen lang unter Leitung des alten Genfer Generals Dufour, der unter Napoleon gedient hatte. Dieser talentvolle Staatsmann und Feldherr befolgte keinen andern Plan, als mit einer ungeheuren Übermacht zu imponieren und den weit schwächeren, aber anfangs mutigen Feind durch langes Zaudern zu ermüden. Die Feindseligkeiten begannen im November 1847. Die Urner besetzten den St. Gotthard, wo aber ihre ersten, zu unvorsichtig ins Tessin hinabreitenden Offiziere aus dem Hinterhalte erschossen wurden, und fielen dann ins Tessin ein, die Luzerner in den Aargau. Beide Unternehmungen stockten, als Freiburg der Übermacht Dufours erlag. Hier wüteten die Berner schonungslos, zertrümmerten alles in der Jesuitenanstalt, begingen viehische Roheiten und ermordeten einen Priester, alles das, ohne sich um Kapitulation und um Dufours Befehl zu kümmern, und Dufour durfte nicht wagen, einen einzigen aus den zügellosen Rotten zu bestrafen. Die Walliser waren zu schwach, um Freiburg von Süden her §u kommen zu können. Dufour zog daher seine ganze Macht gegen Luzern zusammen. Die katholischen Bauern waren zu verzweifeltem Kampfe entschlossen; aber ihre Führer, mehr durch Dufours Erfolge als durch das Ausbleiben der erwarteten österreichischen Hilfe niedergeschlagen, hatten schon den Kopf verloren. ^) Nach einer unblutigen Kanonade an der Brücke von Gislikon ließen sie sich von Rothenburg vertreiben und kapitulierten. Sigwart-Müller, damals Chef der Luzerner Regierung, entfloh mit den Häuptern der !) tuat ein Mißgriff des Sonderbnndes, den General Salis-Soglio, einen Reformierten, der früher in holländischen Diensten gestanden, an die Spitze eines Glaubensheeres zu stellen. 37*
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