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1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 604

1910 - Regensburg : Manz
604 Angriff auf den Palast. andere Repräsentanten der katholischen Mächte, seine Kämmerer, die Palastbediensteten und die Kardinäle Soglia und Antonelli nebst 6 Nobelgardisten. 66 Schweizer bewachten den Eingang und die äußeren Pforten. „Sie sehen, meine Herren", sagte der heilige Vater, „alle Welt hat mich verlassen. Wenn Sie nicht um mich wären, so wäre ich allein mit dieser Handvoll Braver, die mich verteidigen." Ties bewegt antworteten die Gesandten, sie würden ihn nicht verlassen, sie seien da, um ihm ihre Dienste anzubieten, ja, mit ihrem Leibe und Leben ihn zu decken. Es schlug die Stunde, wo Pius Ix. sich zum Gebete für die gesamte Christenheit zurückzuziehen pflegte. „Erlauben Sie, meine Herren", sprach er, „daß ich mich einen Augenblick entferne! Mitten unter den trüben Ereignissen dieses Tages kann ich nicht vergessen, daß ich der Mittler der Welt bin, welche ein Recht auf meine Fürbitte hat." Mit diesen Worten öffnete der heilige Vater die Türe seines Betzimmers. Kaum hatte er einige Schritte getan, als man den Knall von Feuerwaffen hörte. Ein junger Mensch hatte nämlich einem Wachposten der Schweizer die Hellebarde aus den Händen gerissen und sie den Umstehenden gegeben. Im Augenblick war sie in Stücke zerbrochen. Drohend fällten die Schweizer ihre Lanzen. Das war genug. „Zu den Waffen!" „Tod den Schweizern!" schrie die Meute wild durcheinander. Die Schweizer zogen sich in den Palast zurück und schlossen das Tor vor der nachdrängenden Menge. Wie auf Konv mando schlug nun ein Hagel von Steinen gegen die Fenster und die Gewehre knatterten. Mehrere Fenster des Palastes wurden zertrümmert. König Viktor Emanuel Ii. „Hatte ich nicht recht, meine Herren, wenn ich beten wollte?" fragte Pins. „Ach, die armen Irregeleiteten! Für sie mein brünstigstes Flehen!" Er zog sich zurück, nicht ahnend, daß in den Räumen seines Palastes Blnt geflossen war. Sein Sekretär Monsignore Palma war durch eine Kugel, die durch das Fenster in eines der päpstlichen Vorzimmer gedrungen war, tot zu Boden gestreckt. Fast eine halbe Stunde verharrte der heilige Vater-auf den Knien im Gebete. Manchmal sah man ihn unter Tränen ein Kruzifix an die Brust pressen. Gott stärkte ihn. Als er wieder erschien, lag auf seinem Antlitze die vollste Ruhe, ein überirdischer Friede. Indessen wuchs der Aufstand mehr und mehr. Die Menge drohte, die Tore anzuzünden, die Schweizer niederzumetzeln und mit Waffen in der Hand bis zum Papste vorzu- dringen, wenn man die Forderungen nicht gewähre. Doch Pius blieb unerschütterlich. Er konnte keinen Bund schließen mit Verbrechern. Erst die Nacht brachte einen kurzen Stillstand.
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