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1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 608

1910 - Regensburg : Manz
608 König Ferdinand Ii. eilt, den Papst zu begrüßen. Pius Ix. in Gaeta. Wendigkeit versetzt, Rom zu verlassen. Ich weiß nicht, zu welchem Punkte der Erde der Wille des Herrn, dem ich mich in der ganzen Demut meines Herzens unterwerfe, meine irrenden Schritte leiten wird. Indem ich die Führung der Vorsehung erwarte, habe ich mich mit einigen treuen und mir ergebenen Personen in die Staaten Ew. Majestät geflüchtet. Ich kenne Ihre Absichten in Rücksicht auf mich nicht. In der Ungewißheit darüber halte ich es für meine Pflicht, Ihnen die Versicherung zu geben, daß ich bereit bin, das neapolitanische Gebiet zu verlassen, wenn meine Gegenwart in den Staaten Ew. Majestät politische Wirren veranlassen oder die Ruhe Ihrer Völker trüben könnte." Graf Spaur erbot sich, den Brief dem König Ferdinand zu überbringen. Er reiste auf der Stelle ab und kam noch an demselben Abend in Neapel an. Freude und Schmerz sprachen aus den Zügen des Königs, als er das Handschreiben des Papstes las. „Herr Gesandter," sagte er dem Grafen, „ich'will selbst meine Antwort dem heiligen Vater überbringen." Ohne einen Augenblick zu verlieren, gab er den Befehl, daß am nächsten Morgen früh 6 Uhr der Tankred und zwei Dampf-fregatteu zu seiner Verfügung bereit stehen sollten. Am 26. um 1 Uhr Nachmittag warf das königliche Geschwader vor Gaeta Anker. Der König, seine fromme Gemahlin, der Graf von Aquila, der Jnfant Don Sebastian mit zahlreichem Gefolge betraten das Ufer. In der Stadt wußte man gar nicht, was dieser königliche Besuch zu bedeuten habe. Pius Ix. hatte das Jneognito so wohl gewahrt, daß selbst in dem Gasthause,, wo er abgestiegen war, niemand die Anwesenheit des heiligen Vaters ahnte. Die königliche Familie nahm den Weg direkt zum Paläste. Jetzt ging auch der Papst dahin. Welch rührendes, ergreifendes Schauspiel! Der fromme Monarch warf sich vor dem hohen Gaste auf die Knie, küßte die Füße des Statthalters Jesu Christi und bot ihm mit den Worten der kindlichsten Liebe sein Schloß, sein Land, seine Heeresmacht, alles an, was er nur seiu eigen nenne. Die Königin kniete mit ihren Kindern am Fuße der Treppe und wiederholte dem Vater der Gläubigen die Huldigung des Königs. Am folgenden Morgen lie)z sich Pins in die Hauptkirchen von Gaeta führen, um Gott seinen Dank darzubringen. Bei dem Gebete, welches das Oberhaupt der Kirche mit vor innerer Bewegung zitternder stimme vor dem Allerheiligsten voll Inbrunst zum Himmel richtete, füllten sich aller Augen mit Tränen. 6. Die Zeit, die Pius in Gaeta zubrachte, war guten Werken gewidmet. Er besuchte die Spitäler und alle Wohltätigkeitsanstalten, verlieh den kirchlichen Feierlichkeiten durch seine Gegenwart eine besondere Weihe und richtete sein heiliges Wort an die Gläubigen. Allen gewährte er freien Zutritt, um der Not abzuhelfen, die Betrübten zu trösten und Gnaden zu spenden. Von Gaeta aus richtete der Papst seine berühmte Enzyklika über die Unbefleckte Empfängnis der seligsten Jnngsrau an alle Bischöfe der katholischen Welt. Unterdessen herrschte im Kirchenstaat, besonders in Rom die greulichste Verwirrung. Am 9. Februar 1849 proklamierte die Eostituente die Abschaffung der weltlichen Herrschaft des Papstes und die Einführung der Republik mit Verwerfung der „konstitutionellen Lügen". Der Advokat Armellini, Minister des Innern, streute dem Volke, „dem einzigen Souverän, dem wahren Gott", Weihrauch. Die Kirchen wurden geplündert, die geistlichen Orden und Priester wurden gequält, viele schändlich ermordet, auf dem Kapitol schamlose Orgien gefeiert. 7. Schon am 21. Dezember 1848 hatte die spanische Regierung die katholischen Mächte zu einem Kongreß eingeladen, um die Mittel zur Wiederherstellung der päpstlichen Macht zu beraten. Der Papst rief am 18. Februar 1849 den Beistand von Österreich, Frankreich, Spanien und Neapel an mit Ausschluß Piemonts, das bald darauf nach der Schlacht von
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