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1. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum bis mit Maximilian I. - S. 112

1881 - Leipzig : Klinkhardt
— 112 — Friedrich wußte, daß Apel von Vitzthum hauptsächlich schuld war an dem Zerwürfnis, so verlangte er von seinem Bruder die Entlassung des gefährlichen Ratgebers. Weil diese nicht erfolgte, griff Friedrich zum Schwerte, und 5 Jahre lang fügten sich nun die Brüder durch Verwüstung ihrer Besitzungen entsetzlichen Schaden zu. Wilhelm hatte 9000 Böhmen, alte Hussitenkrieger, in Sold genommen, welche furchtbare Greuel verübten. So brannten sie Gera nieder und mordeten an 5000 Menschen. In der Nähe dieser Stadt stießen nun die feindlichen Brüder mit ihren Heeren aufeinander. Doch kam es zur Aussöhnung. Ein als vortrefflicher Schütze bekannter Büchsenmeister erbot sich beim Kurfürsten, seine Donnerbüchse auf Herzog Wilhelms Zelt zu richten und so dem Kriege mit einem Male ein Ende zu machen. „Schieß, wen du willst", rief ihm Friedrich zu, „nur triff meinen Bruder nicht!" •— Diese Äußerung wurde dem Landgrafen Wilhelm hinterbracht, und da er sich so schon von der Untreue seines Ratgebers, Apel von Vitzthum, überzeugt hatte, war er zur Aussöhnung mit seinem Bruder gern bereit. Vor beiden Heeren reichten sich die Brüder die Hände, und mit Jubel begrüßten die geängsteten Unterthanen nach langer blutiger Fehde den ersehnten Frieden. Mit dem Bruderkriege hing eng zusammen ein anderes Ereignis, das für die Geschichte unseres engeren Vaterlandes von Wichtigkeit ist, der Prinzenraub. Am Hose des Kurfürsten Friedrich des Sanftmütigen war der angesehene Ritter Kunz von Kaufungen als Hofmarschall angestellt. Er besaß das nahe bei Penig gelegene Wolkenburg und jedenfalls auch das feinen Namen tragende Kaufungen. Bei der Erstürmung von Gera war er von Wilhelms Söldnern gefangen und nur gegen ein hohes Lösegeld freigegeben worden. Auch hatten seine in Thüringen gelegenen Güter großen Schaden gelitten, weil er treu am Kurfürsten hielt. Einstweilen waren ihm dafür die Güter des Apel von Vitzthum, Kriebstein und Schweikershain bei Waldheim, überwiesen worden. Als er nun nach beendigtem Kriege die seinigen wieder erhielt und jene herausgeben sollte, so meinte er, es geschehe ihm Unrecht und feine Treue werde ihm übel belohnt. Er werde sich, drohte er, schon rächen, aber nicht an des Kurfürsten Unterthanen, sondern an dessen eigenem Fleisch und Blut. „Lieber Kunz", soll da der Kurfürst lachend erwidert haben, „siehe wohl zu, daß du mir die Fische im Teiche nicht verbrennst." Grollend verließ Kunz den kurfürstlichen Hof, um den günstigsten Zeitpunkt zur Ausführung feiner Rachepläne abzuwarten. Er beabsichtigte nichts Geringeres, als des Kurfürsten beide Söhne, Ernst und Albert, zu entführen und für die Herausgabe derselben seine Bedingungen zu stellen. Deshalb verband er sich mit mehreren Rittern, unter ihnen Wilhelm von Mosen und Wilhelm von Schönfels. Ferner wußte er einen ihm treu ergebenen Mann, Hans Schwalbe, als Küchenknecht in kurfürstliche Dienste zu bringen. Dieser hatte ihm stets zu berichten, was am Hofe geschah, damit ihm die günstigste Gelegenheit zur Ausführung des geplanten Raubes nicht entgehe. Der Kurfürst hielt sich mit seiner Familie damals im Schlosse Altenburg auf und Knnz heimlich auf der nahe gelegenen Burg Kohren.
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