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1. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 3

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 3 — „Gegrüßt seist du, du heiliges Rom!" Und als er in die Stadt selbst kam, da war seine ganze Seele voll Andacht und Verehrung. Aber er überzeugte sich bald, daß der Papst und seine Umgebung ein sehr verschwenderisches, genußsüchtiges, also ungeistliches Leben führten. Er fing an, an der Heiligkeit des Papstes zu zweifeln. Aber noch wagte er nicht, dies laut auszusprechen und die Lehren der Kirche anzutasten. Nur nahm er sich vor, immer tiefer in das Verständnis der heiligen Schrift einzudringen. Und als er bei seiner Rückkehr (1512) den hohen Ehrentitel: Doktor der Gottesgelehrtheit (oder der Theologie) erhielt, da wurde dieser Vorsatz ihm zu einer heiligen Aufgabe. Daß er bei feinen Forschungen die Irrlehren und Mißbrauche der Kirche deutlich erkannte, ist gewiß, aber erst 1517 trat er öffentlich gegen sie auf. Und das kam so. Eine der traurigsten Irrlehren der Kirche war die Lehre vom Ablaß. Man lehrte, es habe Menschen gegeben, die mehr Gutes gethan hätten, als nötig sei; ferner: Christus habe mehr gelitten, als zur Erlösung der Menschen erforderlich sei. Aus diesem doppelten Überflüsse sei ein Schatz entstanden, von dem der Papst denjenigen etwas mitteilen könne, die wegen ihrer Sünden dessen bedürften. Das nannte man den Ablaß, für den natürlich bezahlt werden mußte.1) Eigentlich sollten sich die Gläubigen den Ablaß in Rom selbst holen; um ihnen aber die Erlangung zu erleichtern und die päpstlichen Kassen besser zu füllen, schickte man Verkäufer umher. Dies waren die sogenannten Ablaßkrämer, die oft sehr unverschämt auftraten. Besonders that dies Johann Tetzel, ein Dominikanermönch aus Leipzig. Dieser predigte ungescheut: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt." Zu solchem Frevel konnte Luther nicht schweigen. Er predigte gegen den Ablaß und Tetzel und lud alle Gelehrten öffentlich ein, mit ihm über diese verderbliche Irrlehre zu streiten. Zu diesem Zwecke schrieb er 95 Sätze auf, die er am 31. Oktober 1517 an die Thür der Schloßkirche zu Wittenberg anschlug?) Zur schriftlichen Darstellung: 1. Gieb einige kirchliche Irrlehren und Mißbrauche an. 2. Sprich dich etwas vollständiger über die Lehre vom Ablaß aus. 3. Gieb die Hauptereignisse aus Luthers Leben bis 1517 an. 4. Welche Städte kommen in Luthers Leben bis 1517 vor, und in welchen Ländern liegen sie? 2. Fortsetzung (Ms 1520). Luthers 95 Sätze waren lateinisch geschrieben. Sie waren also nur für die Gelehrten bestimmt. Aber sie wurden schnell in die deutsche Sprache übersetzt und durch den Druck vervielfältigt. Binnen 4 Wochen las man sie nicht nur in Deutschland, sondern auch in andern Ländern. Das verdankte l) Vergl. 1. Jahrgang, S. 88. 2) Oberstufe, S. 145—148. 1*
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