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1. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 4

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 4 — man der herrlichen Erfindung Gutenbergs. Bestimmt sprach Luther in seinen Sätzen die Überzeugung aus, daß dem Menschen in seiner Sündenschuld nur der Glaube an die Gnade Gottes helfen könne. Nichts anderes könne dies thun. Am wenigsten lasse sich die Vergebung der Sünden durch Geld erwerben. — „Die predigen Menschentand", sagte er, „die vorgeben, daß, sobald der Groschen im Kasten klinge, die Seele von stund an in den Himmel springe." Und dann: „Ein jeder Christ, der wahre Reue und Leid hat über seine Sünden, der hat völlige Vergebung von der Sündenschuld, die ihm auch ohne Ablaß gebührt." Daß Luthers Sätze ein so außerordentliches Aufsehen machten, hat seinen Grund darin, daß viele wahre Christen mit ihm übereinstimmten und man schon längst eine Verbesserung der Kirche gewünscht hatte. Dennoch wären auch sie wahrscheinlich vergessen worden, wenn Tetzel geschwiegen hätte. So aber erhob dieser seine Stimme gewaltig und schrieb Streitsätze gegen Luther, den er mit groben Schimpfreden reizte. Auch andere Gelehrte stimmten in diesen Ton ein. Luther blieb die Antwort nicht schuldig. Zugleich wendete er sich aber in einem demütigen Schreiben an den Papst Leo X. Er stellte diesem die Verwerflichkeit des Ablaßhandels vor und bat um seinen Schutz. Die Antwort ans dieses Schreiben bestand in der Vorladung Luthers nach Rom. Binnen 60 Tagen sollte er dort erscheinen und widerrufen. Man konnte voraussetzen, das Luthern in Rom ein Schicksal ereilen werde, wie man es dem Wahrheitsfreunde Johann Hnß in Kostnitz bereitet hatte. Darum verwendeten sich seine Freunde bei dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen. Sie baten ihn, es dahin zu bringen, daß Luther nicht in Rom, sondern in Augsburg verhört werde. Der Papst ging darauf ein und erteilte dem Kardinal Cajetan, den er nach Augsburg sandte, den Auftrag, den deutschen Jrrlehrer zum Widerruf zu bewegen. Luther erklärte sich dazu bereit, wenn man ihm aus der heiligen Schrift nachweisen werde, inwiefern er geirrt habe. Inzwischen wolle er schweigen, wenn seine Widersacher auch schweigen würden. Diese Erklärung genügte jedoch dem Kardinal nicht. Es war vorauszusehen, daß er sich des unerschrockenen Zeugen der Wahrheit mit Gewalt bemächtigen und. ihn nach Rom bringen werde. Und wirklich hatte er dazu bestimmten Auftrag. Luthers Freunde (und er hatte deren auch hier schon eine große Menge gewonnen) kamen dem aber zuvor. In der Nacht öffneten sie ihm ein Psörtchen in der Stadtmauer, setzten ihn auf ein Pferd und gaben ihm einen sicheren Begleiter mit, der ihn in einem Ritt bis nach Nürnberg brachte. Von hier ans gelangte er sodann glücklich nach Wittenberg. Die Augsburger Unterredung war also vergeblich gewesen. Deshalb versuchte der Papst, int folgenden Jahre auf andere Weise seinen Zweck zu erreichen. Ein Edelmann, Namens Miltitz, wurde vom Papste beauftragt, dem Kurfürsten von Sachsen, als besonderes Zeichen der päpstlichen Huld, ein kostbares Geschenk zu überreichen. Dasselbe bestand in einer goldenen Rose, die vom Papste geweiht war. Alljährlich pflegte er eine solche einem Fürsten zu schenken, von dem er eine besondere Gefälligkeit erwartete. Diesmal erhielt sie also Friedrich der Weise, damit dieser den widersetzlichen
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