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1. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 5

1882 - Leipzig : Klinkhardt
Mönch nach Rom schicken solle. Gleichzeitig aber sollte Miltitz auf Suchern einwirken. Und in der That brachte er es durch Freundlichkeit dahin, daß Luther abermals zu schweigen versprach, wenn seine Gegner auch schweigen würden. Diese Unterredung fand im Schlosse zu Alteuburg statt. (Wo ist das schon vorgekommen?) Doch kaum war Luther nach Wittenberg zurückgekehrt, als sich ein neuer Widersacher auf den Kampfplatz stellte. Es war dies der gelehrte Dr. Eck, Professor in Ingolstadt (Karte). Er forderte Luther zu einem öffentlichen gelehrten Streite über die 95 Sätze auf. Eineu gelehrten Streit mit Worten nannte man eine Disputation. Eine solche fand denn auch im Juli 1519 in Leipzig, in der Pleißenbnrg, statt. Zehn Tage lang dauerte der Wortkampf. Luther stützte sich bei allen seinen Behauptungen nur auf die Heilige Schrift. Was die Kirchenversammlungen ausgemacht und die Päpste verordnet hatten, davon wollte er nichts wissen, wenn es eben nicht in der Bibel begründet war. Wütend über den Ketzer, reiste Eck nach Rom und erwirkte gegen Luther eine Bannbulle. Das ist eine päpstliche Schrift, durch welche Luther von der kirchlichen Gemeinschaft ausgestoßeu und allen Obrigkeiten geboten wurde, ihn gefangen nach Rom zu schicken. Aber Eck und die Bannbulle hatten ein Schicksal, das dieser nicht erwartet hatte. Es zeigte sich deutlich, wie recht Miltitz gehabt hatte, als er zu Luthern sagte: „Wo einer auf des Papstes Seite steht, da stehen drei auf deiner Seite." An vielen Orten, wo Eck die Bannbulle öffentlich bekannt machen wollte, geriet er in Lebensgefahr. In Leipzig wollten ihn die Studenten tot schlagen. Luther aber fühlte seinen Mut wachsen und entschloß sich zu einem Schritte, durch den er sich vom Papsttum und seinen Irrlehren völlig lossagte. Am 10. December 1520 berief er Professoren und Studenten vor das Elsterthor in Wittenberg. Hier war ein Scheiterhaufen errichtet. Luther zündete ihn an und warf die Bannbulle und das päpstliche Gesetzbuch in die Flammen. Dabei rief er: „Weil du den heiligen Geist des Herrn betrübt hast, so betrübe und verzehre dich das ewige Feuer!" — Welch' kühne That! Wenn heutzutage es einem Einwohner in Dorf oder Stadt einfiele, irgend eine Verordnung der Gemeindeobrigkeit öffentlich zu verbrennen, es würde ihm übel genug bekommen. Nun aber wagte Luther solches mit der Bannbulle und dem Gesetzbuche zu thun, die vom Papste kamen. Ehrte man diesen doch als den Stellvertreter Gottes ans Erden; glaubte man doch, er könne den Menschen den Himmel öffnen und — zuschließen. Wahrlich, wäre Luther nicht von den Wahrheit des Evangeliums felsenfest überzeugt gewesen, hätte ihn nicht ein unerschütterliches Vertrauen aus Gottes Schutz erfüllt: er hätte es nicht thun können. Freilich nahm sich sein Landesherr, Kurfürst Friedrich der Weise, warm seiner an; auch wuchs in ganz Deutschland, in allen Ständen, die Zahl der Bekenner, aber ohne die Zuversicht auf den höchsten Helfer in aller Not hätte Luther dennoch verzagen müssen. Konnte doch die höchste Reichsgewalt auch nicht länger gleichgültig bleiben gegen die fortwährenden Anklagen aus Rom.
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