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1. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 9

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 9 — Auf der Wartburg begann Luther ein Werk, das seinen Namen unsterblich machen würde, selbst wenn er nur dies eine gethan hätte. Es war die Übersetzung der Heiligen Schrift in unsere liebe deutsche Muttersprache. (In welcher Sprache war ursprünglich das Alte Testament geschrieben? — das Neue Testament? — Haben wir schon einmal von einer Übersetzung gesprochen? Septuaginta — kurz wiederholt.) Jeder sollte sich beim Lesen selbst überzeugen, daß Luther dasselbe lehre, was Jesus und die Apostel gelehrt hatten. Jeder sollte einsehen, daß die evangelische Wahrheit durch Irrlehren und Mißbräuche verunstaltet worden sei. Das war eine sehr schwere Aufgabe, die sich Luther stellte. Wäre Gottes Geist nicht mit ihm gewesen, er hätte sie nicht ausführen können. Damals war man in der Kenntnis der ebräischen und griechischen Sprache noch nicht so weit, als heutzutage. Es fehlte an Büchern zur Erlernung derselben. Aber auch die deutsche Sprache war noch wenig ausgebildet. Die Gelehrten schrieben und sprachen lateinisch und kümmerten sich um die rohe deutsche Volkssprache gar nicht. Wie sollte nun Luther alle die hohen Gedanken und Lehren ausdrücken, die in der Heiligen Schrift enthalten sind? Er mußte erst eine ganz neue Art des Ausdrucks ersinnen, er mußte die deutsche Sprache neu schaffen. Es ist sehr schwer, euch das ganz klar zu machen, aber das mögt ja nie vergessen, daß wir es zuerst Luther verdanken, wenn wir jetzt in unserer Muttersprache alles sagen können, was der Geist denkt und empfindet. Es ist Luthers Verdienst, den Deutschen eine Schriftsprache gegeben zu haben. Und in dieser Sprache kann alles verständlich und klar ausgedrückt werden. Darum schreiben jetzt auch die Gelehrten und die Dichter deutsch. Aber, wie gesagt, Luther hatte damit unendliche Mühe. Unter herz- lichem Gebete ging er stets an die Arbeit, denn er sagte: „Wohl gebetet ist über die Hälfte studiert und gearbeitet." —- Bis in die Nacht hielt er oft beim Studieren aus. Oft auch wurde seine Seele düster und sorgenvoll, wenn er an die Macht seiner Widersacher dachte. Der schlimmste Feind war ihm der Teufet Einst glaubte er ihn in dunkler Nacht leibhaftig vor sich zu sehen, wie ihn die menschliche Einbildungskraft sich vorgestellt hat, mit Hörnern und Pserdefuß. Voll Zornes ergriff er das Tintenfaß und schleuderte es nach der Spukgestalt. Viele Jahre lang konnte man noch den merkwürdigen Klecks an der Wand sehen. In 10 Monaten hatte Luther — es scheint uns fast unglaublich — die Übersetzung des Neuen Testaments vollendet, als ihn ein unerwartetes Ereignis bestimmte, die Wartburg zu verlassen. In Wittenberg waren Unruhen ausgebrochen. Einem Professor, Dr. Karlstadt hieß er, ging die Reformation zu langsam. Da nun Luther verschwunden war, fing jener allerhand Neuerungen an, die bei ruhigen Gemütern großes Bedenken erregten. Besonders war er ein Feind von jedem Kirchenschmuck; Verzierungen, Gold und Silber, auch die Bilder waren ihm ein Greuel. Daher fing er famt seinen Genossen an, die Bilder und Orgeln mit Gewalt aus den Kirchen zu entfernen, „denn" sagte er, „in den ersten christlichen Bethäusern hat es dergleichen auch nicht
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