Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 16

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 16 — starke Mann vor dem Bette hin auf seine Kniee, weinte bitterlich und bat, daß Gott sie erlösen wollet) In diesem Kreise liebevoller, frommer Eltern und gehorsamer Kinder mußten sich die Freunde des Hauses wohl fühlen. Keiner unter diesen ist von größerer Bedeutung als Philipp Melanchthon. Mehr als 13 Jahre jünger als Luther war er. Er stammte aus Bretten in der Pfalz aus einem echt deutschen Bürgerhause. Sein Vater war der ehrsame Waffenschmied Georg Schwarzerd. Aber diesen Namen übersetzte Philipp nach damaliger Gelehrtensitte ins Griechische und nannte sich — Melanchthon. Schon in früher Jugend zeichnete er sich durch außerordentliche Gelehrsamkeit aus. Besonders hatte er eine tiefe Kenntnis der griechischen Sprache. Deshalb wurde er schon 1521 als Professor nach Wittenberg berufen. Hier erwarb er sich die Liebe und Achtung der Studenten in hohem Grade durch sein freundliches Wesen und seine tiefe Gelehrsamkeit. Mit Luther verband ihn bald die innigste Freundschaft, obgleich beide von ganz verschiedener Art waren. Luther war rasch, hitzig, rauh — Melanchthon sanft, nachgiebig, ängstlich. Aber was jener durch seine Hitze verdarb, das brachte dieser durch Milde wieder ins rechte Gleis. Beide zusammen machten den Mann aus, den Gott für sein Reich brauchte. Andere Freunde, denen Luther seinen Familienkreis öffnete, waren Justus Jonas, Johann Bucheuhagen, Nikolaus Amsdorf, Magister Mat-thesius. Zu ihnen gesellte sich auch der kurfürstliche Musik- oder Kapellmeister Walther. Denn Luther liebte über alles die Musik. Er selbst spielte die Laute und hatte eine schöne Singstimme. Er lud deshalb oft feine Freunde ein zum Gefange schöner mehrstimmiger Lieder, die wohl Meister Walther aufgesetzt oder herbeigeschafft hatte. Das müssen trauliche Stunden gewesen sein. Und wenn der Gesang schwieg, da sprachen Luther und die Freunde ernste und bedächtige Worte. An Stoff dazu konnte es ihnen ja nie mangeln. — Auch an Scherz und launiger Rede fehlte es nicht, denn Luther war im Freundeskreise gern heiteren Sinnes. Manches gute Wort ist von den Freunden darnach ausgeschrieben und gesammelt worden. Wenn ihr großer seid, fragt in der Volksbibliothek nach Luthers Tischreden; ihr werdet viel Freundliches und Gutes darin finden. 21 Jahre lang genoß Luther den Segen eines christlichen Hausstandes. Obgleich dem Alter nach kein Greis, fühlte er sich doch matt und sehnte sich nach Ruhe. Oft lenkte er das Gespräch auf jenes Leben. Das Jahr 1546 rief ihn in feine Heimat nach Eisleben. Die Grasen von Mansfeld hatten Streitigkeiten über die Silbergruben, die sollte Luther schlichten. Die Reife war anstrengend und aufregend. Gefährlich war die Überfahrt über die angeschwollene Saale. In kurzem fühlte sich Luther unwohl, und der Gedanke beschlich ihn: „Wie, wenn ich hier zu Eisleben, wo ich geboren bin, auch bleiben sollte?" — Seine Ahnung trog ihn nicht. Nach gläubigem Gebete und dem lauten Bekenntnis, daß er auf Christum und die Lehre, die er gepredigt, beständig sterben wolle, entschlief der teuere Gottesmann in den >) Oberstufe S. 150.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer