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1. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 46

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 46 — diese Niederlage, wieviel für die Russen hierin noch zu lernen war, und bestrebte sich mit allem Eifer, Verbesserungen auch im Heerwesen einzuführen. Der nächste Marsch richtete sich gegen August Ii. von Polen. Dieser geriet in nicht geringe Verlegenheit. Sonst pflegte man gewöhnlich nur im Sommer Krieg zu führen, im Winter aber zu ruhen. Doch den Schwedenkönig mit feinen abgehärteten Soldaten störten Schnee und Eis nicht. Nicht einmal einen Pelz trug er. In raschem Siegeszuge wurde Augusts Heer zurückgedrängt, eine polnische Stadt nach der andern wurde eingenommen, und zuletzt wurden die Polen sogar gezwungen, den zu krönen, den ihnen Karl Xii. ausgesucht hatte. August Ii. war unterdessen in sein Erbland, nach Sachsen, zurückgegangen, um hier Pläne zu schmieden, wie er die verlorne politische Krone wieder gewinnen könne. Da beschloß Karl, feinen Gegner in seinem eigenen Lande aufzusuchen. Er zog durch Schlesien und die Lausitz und stand bald mit seinen Soldaten im Innern Sachsens. Wie die Schweden im 30 jährigen Kriege gehaust, war noch nicht vergessen. Nun waren sie wieder da. Freilich hielt Karl streng auf Mannszucht, aber trotzdem wurde Sachsen furchtbar mitgenommen. Noch hatte es sich von den Leiden des 30 jährigen Krieges nicht erholt, und sein prunkliebender Kurfürst bürdete ihm täglich neue Lasten auf. — Als sich Karl Xii. Sachsen näherte, suchte die kurfürstliche Familie Schutz im Nachbarlande, August schloß aber doch, um sein Land zu retten, mit dem kühnen „Schneekönig" den wenig ehrenvollen Frieden von Altranstädt, einem Dorfe bei Lützen, wo einst Gustav Adolf für die Sache der Protestanten fein Leben gelassen hatte. August mußte für sich und feine Nachkommen auf die polnische Krone verzichten, dem Bündnisse mit Rußland entsagen, und der schwedischen Armee Winterquartiere, Sold und Verpflegung in Sachsen gewähren. Man berechnet, daß diese Einquartierung dem Lande 23 Mill. Thaler gekostet habe. Und trotz dieser Last wurden am kurfürstlichen Hofe in Dresden schwelgerische Feste gefeiert, prächtige Lustschlösser gebaut und das Geld auf andere Weise verschwendet. Welch einen Gegensatz zu diesem schwelgerischen und genußsüchtigen Fürsten bildete der soldatisch einfache Karl Xii. Daß er selbst in der Kälte keinen Pelz trug, haben wir schon gehört. Er erschien in seinen hohen Reiterftiefeln, gelben Lederhofen und dem langen blauen Soldatenrocke mit Meffmgkrtöpfen sogar unschön. Den König sah ihm niemand an. Alle Entbehrungen teilte er mit den Soldaten. Auch in Friedenszeiten war er mit der einfachsten Kost zufrieden, geistige Getränke genoß er nie. Rauschende Vergnügungen, Tänze, Konzerte, Theater u. dgl. verschmähte er; das Pfeifen der Kugeln war feine Lieblingsmnsik. — Während Karl Xii. in Polen und Sachsen verweilt hatte, fetzte sich Peter der Große an der Ostsee fest. Er erbaute die Festung Kronstadt und legte den Grund zu Petersburg. Der Platz, wo sich dort jetzt die herrlichsten Paläste erheben, war damals nur eine sumpfige Niederung. Mit ungeheueren Mühen trocknete man den Grund aus, trieb ganze Baumstämme hinein und gab ihm dadurch Festigkeit. Freilich waren die ersten
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