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1. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 60

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 60 — er helfen, es zu stärken und zu vergrößern? Wie Maria Theresia das zustande brachte, werden wir sogleich hören. In Frankreich regierte damals Ludwig Xv., der sich von Günstlingen und schamlosen Weibern leiten ließ. Wer es schlau genug anfing, konnte thn zu allem bewegen. Niemand verstand dies aber besser, als die Marquise von Pompadour, eine schöne, aber sittenlose Frau. An diese schrieb Maria Theresia einen freundlichen Brief und bat sie, den König zu einem Bündnisse mit Österreich zu bewegen. Schwer genug wurde ihr das, denn die sittenstrenge und tugendhafte Kaiserin verabscheute das liederliche Treiben am französischen Hofe. Aber für den Staat brachte sie das Opfer. Die Marquise von Pompadour sühlte sich geschmeichelt, von der großen Regentin einen freundschaftlichen Brief empfangen zu haben, und das gewünschte Bündnis wurde geschlossen. Auch Schweden nahm an dem Bunde teil. Die Absicht der Verbündeten ging dahin, Friedrich Ii. Schlesiens zu berauben und ihn wieder zu dem zu machen, was seine Vorfahren gewesen waren, zum — Markgrafen von Brandenburg. Und wirklich, wenn sie die Menge der Soldaten berechneten, die sie aufstellen konnten, und wenn sie damit das kleine preußische Heer verglichen, so schien der Sieg für sie unzweifelhaft. Aber sie vergaßen ganz, daß Friedrich Ii. sie alle an Geistes- und Willenskraft, an Charakterstärke und Seelengröße weit übertraf, daß er unerschöpflich war in der Auffindung immer neuer Pläne und Hilfsmittel, daß er von seinem Volke geliebt und bewundert wurde, und dieses daher alle Opfer willig ertrug. Übrigens hatte er auch ant Könige von England einen Bundesgenossen gewonnen, bessert Hilfe und dessen Geld nicht zu verachten waren. Sonst hielten von deutschen Fürsten nur die von Braunschweig, Hessen und Gotha zu ihm. Durch einen bestochenen Schreiber in Dresden, Wenzel mit Namen, erfuhr Friedrich Ii. genau, was seine Feinde mit ihm vorhatten, und beschloß, ihnen zuvorzukommen. Im Jahre 1756 fiel er unerwartet in Sachsen ettt und besetzte Wittenberg, Leipzig und Dresden. August Iii. floh nebst dem Minister Brühl nach Polen und überließ Land und Armee ihrem Schicksale, Die letztere hatte zwischen Pirna und dem Lilienstein ein festes Lager bezogen, wurde aber eingeschlossen und durch Hunger zur Übergabe gezwungen. 17 000 brave Soldaten gerieten in Kriegsgefangenschaft. Sie wurden in die preußischen Regimenter gesteckt, gingen aber bei erster Gelegenheit davon und nach Polen, wo sich ihr König aufhielt. Friedrich, der in Dresden weilte, zwang das eroberte Land zu schweren Lieferungen an Geld, Lebensmitteln und Rekruten. Als der Reichstag in Regensburg von dem Einfalle in Sachsen erfuhr, faßte er diesen als Landfriedensbruch auf und be-rtef eine „eilende" Reichsarmee. Dabei hatte der Schreiber nur das Unglück, in dem Worte „eilende" das i wegzulassen, wodurch itutt freilich eine „elende" Reichsarmee zustande kam. Und daß sie das wirklich war, *) Vergl. 2. Jahrgang, S. 32.
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