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1. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 64

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 64 — Der König selbst geriet in größte Lebensgefahr und entging nur durch die Tapferkeit und Schnelligkeit seiner Umgebung der Gefangenschaft. Auf einen Zettel schrieb er dem Minister Finkenstein: „Es ist alles verloren, retten Sie die königliche Familie! Ich werde den Sturz des Vaterlandes nicht erleben." In der That schien jetzt alles verloren, wenn nicht die göttliche Vorsehung das Schlimmste abwendete. Dies geschah aber und zwar durch — die Eifersucht der feindlichen Heerführer. Der russische schrieb an den österreichischen: „Ich habe nun zwei Schlachten gewonnen, ehe ich weiter vor-rücke, erwarte ich Nachricht von zwei Siegen der Österreicher." — Dadurch wurde Berlin, das so leicht zu nehmen war, ja der ganze preußische Staat vorläufig gerettet. Freilich ging Dresden inbeffen wieder verloren und der General Fink wurde bei Maxen mit 11000 Mann gefangen. Das war der sogenannte „Finkenfang". Das mußte Friedrich nun freilich zu verschmerzen suchen, war doch die größte drohende Gefahr diesmal vorübergegangen. Dresden wurde im folgenden Jahre (1760) zwar bombardiert, wobei 5 Kirchen und 416 Häuser zerstört wurden, aber wiedergewonnen konnte es nicht werden. Doch verrichteten die Preußen besonders bei Torgau Wunder der Tapferkeit. Auch hier schien anfangs der Ausgang des Kampfes sehr zweifelhaft. In trüben Gedanken überlegte der König in der Nacht den neuen Schlachtplan. Am Morgen aber konnte ihm General Hans Joachim von Zieten die frohe Nachricht bringen, daß er inzwischen die Schlacht gewonnen habe. Nun konnte Friedrich doch den Winter in Sachsen zubringen. Dresden freilich blieb verloren. Sein Hauptquartier nahm er in Leipzig. Noch war ein schlimmes Jahr durchzumachen, 1761. Die Russen und Österreicher hatten sich in Schlesien vereinigt, und ihr Heer war fast 3mal so stark wie das preußische, das aus 50 000 Mann bestand. Friedrich bezog deshalb ein sestes Lager. Tag und Nacht blieben die Preußen unter den Waffen, bis endlich die Russen nördlich abzogen. In dieser Zeit war Friedrich von schweren Sorgen niedergedrückt gewesen. General Zieten, ein tapferer und sehr frommer Mann, tröstete ihn oft. Es werde noch alles gut werden, sagte er. Als er dies auch einst behauptete, fragte ihn der König mit schmerzlichem Lächeln, ob er ihm etwa einen Bundesgenossen verschafft habe? „Nein!" antwortete Zieten, „nur den bisherigen da oben, der verläßt uns gewiß nicht!" — „Ach," entgegnete der König, „der thut keine Wunder mehr." „Und solcher braucht's auch nicht," antwortete der General, „er streitet dennoch für uns und läßt uns nicht sinken." —Als nun die Russen abgezogen waren, schöpfte Friedrich wieder Mut und sagte zu Zieten: „Er hat damals doch Recht gehabt; sein Alliierter (Bundesgenosse) hat Wort gehalten!" — Dennoch erwartete Friedrich mit schwerem Herzen das Jahr 1762. Schon war halb Schlesien und halb Sachsen verloren, und die Russen konnten gar leicht noch den Angriff auf Berlin machen, den sie nach der Schlacht bei Kuunersdorf unterlassen hatten. Da brachte das Neujahr 1762 den ersten Hoffnungsstrahl nach langer, trüber Sorgennacht. Am 5. Januar starb
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