Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 67

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 67 — glaubst, daß ich viel arbeite. Ich thue es, um zu leben. Denn nichts hat mehr Ähnlichkeit mit dem Tode als der Müßiggang." Doch die angestrengteste Thätigkeit allein kann den Menschen nicht glücklich machen. Auch das Gemüt verlangt Nahrung. Es findet diese zunächst in der Natur und im Umgange mit wahren Freunden. Auch der große König fühlte das Bedürfnis nach Freundschaft, aber seine Umgebung konnte dies Bedürfnis nicht stillen. Und das war kein Wunder. Sie bestand nur aus geistreichen, d. H. witzigen Franzosen- Selbst die ernsthaftesten und heiligsten Dinge blieben vor ihrem scharfen Witze und gemütlosen Spotte nicht verschont. Das war damals in Frankreich so Mode, und wir wissen ja, daß Friedrich eine ganz französische Erziehung empfangen hatte. Da hatte er denn auch die französische Denkweise in sich aufgenommen, und deutsches Gemüt und wahre deutsche Herzensfrömmigkeit blieben ihm fremd. Dazu lohnten ihm seine französischen Gesellschafter wohl noch mit Undank, ja sie spotteten über ihn selbst. Durch solche Erfahrungen wurde er in seinen späteren Jahren verbittert, Pflegte wenig Umgang, mißtraute seiner Umgebung und schenkte seine Zuneigung seinen Windhunden, die ihn stets begleiteten und denen in Sanssouci (Saugsussi) bei Potsdam Grabdenkmäler errichtet wurden, wenn sie starben. Was hätte Friedrich bei seinem großen Geiste für deutsches Wesen thun können, wäre es ihm nicht völlig fremd geblieben. Mit Liebe kam man ihm entgegen. Er war der Abgott des Volkes. Wie volkstümlich er war, sieht man aus dem Namen, den man ihm gab. „Der Alte Fritze" hieß er und von niemand werden mehr Anekdoten erzählt als von ihm. Welche viel tiefere Befriedigung würde er im deutschen Geiste gefunden haben als in dem leichtfertigen Sinne der oberflächlichen Franzosen. So aber kannte er weder deutsche Gelehrte uoch Dichter und hatte nie das Verlangen, sie kennen zu lernen. Nur einen ließ er einmal zu sich kommen, als er sein Winterquartier in Leipzig hielt. Es war der Professor Gellert in Leipzig, von dessen Fabeln er gehört hatte. Der schüchterne, aber freundliche, gemütvolle Mann gefiel dem Könige, und er verlangte sogar eine seiner Fabeln zu hören. Friedrich war zufrieden und nannte Gellert den „vernünftigsten der deutschen Gelehrten". Konnte Friedrich nicht annehmen, daß es in Deutschland noch mehr vernünftige Gelehrte und Dichter geben werde? — Wenn wir also Friedrich den Großen als den ehren, der Preußen groß gemacht hat, so beklagen wir zugleich, daß seine Erziehung daran schuld war, ihn nicht deutsch denken und empfinden zu lehren. Wahrlich, er wäre noch größer gewesen! . Wir können diese Lektion nicht schließen, ohne nochmals an Gellert zu ermnern. Christian Fürchtegott Gellert wurde 1715 in Hainichen bei Freiberg geboren. Er besuchte später die Fürstenschule zu Meißen und die Universität zu Leipzig, wo er Theologie studierte. 1751 wurde er daselbst Professor. Durch seine Vorlesungen über die christliche Religion und durch seine Fabeln gewann er die Herzen aller, die ihm zuhörten oder feine Schriften lasen. Besonders aber ist er durch seine geistlichen Lieder der Lte&lmg der christlichen Gemeinde geworden. Eine große Menge derselben 5*
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer