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1. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 90

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 90 — glauben, daß vor kurzem noch die Kriegsgeißel über die Völker geschwungen worden war. Dabei aber vergeudete man die Zeit und kam zu keinem Entschlüsse. Auf einmal erscholl die Nachricht: Napoleon hat Elba verlassen, ist in Frankreich gelandet und geht siegreich auf Paris los. Und wirklich — die Nachricht war nur allzuwahr. Wohl hatte der Gefangene von Elba durch seine Freunde erfahren, daß man in Frankreich mit der Regierung Ludwig Xviii. mehr als unzufrieden sei. Dieser hatte sich aus der Revolution und dem blutigen Ende seines Bruders keine Lehre genommen. Alles sollte wieder in die alten Zustände gezwungen werden. Daß das unmöglich war, begriff er nicht. Napoleon war wohl auch ein Unterdrücker gewesen, aber er machte Frankreich groß und erwarb ihm Sieg und Ruhm. Von einem solchen ertrug es, was ihm jener nicht zumuten durfte. — Taufende von Kriegsgefangenen waren nach dem Frieden nach Frankreich zurückgekehrt. Sie erzählten von ihren Heldenthaten unter dem Kaiser und erweckten die Sehnsucht nach ihm. Sie selbst aber waren ja jeden Augenblick bereit, anfs neue unter seinen Fahnen zu kämpfen. Dazu kam, daß man in Wien zu keinem Entschlüsse kommen konnte, daß man tanzte, wo man sehr fleißig hätte arbeiten sollen. Das alles erfuhr Napoleon und baute darauf seinen Plan. Unvermutet landete er am 1. März 1815 mit einigen Hundert Mann an der französischen Südküste. Er erließ einen Aufruf, und bald strömten ihm die wettergebräunten, narbigen Veteranen wieder zu, die er schon zu manchem Siege geführt hatte. Entschlossen ging er mit ihnen auf Paris los. Überall tönte ihm der Ruf: „Es lebe der Kaiser!" entgegen. Und immer mehr Hilfe strömte ihm zu. Ja, sogar Marschall Ney, den ihm der König mit Heeresmacht entgegengeschickt hatte, ging zu dem ehemaligen Waffengenossen über. Da verließ Ludwig Xviii., bestürzt und ratlos, abermals den heimatlichen Boden und suchte Schutz in Holland. Unter dem Jauchzen des Volkes zog Napoleon in Paris ein, und es begann nun die denkwürdige Zeit der Hundert Tage, dem ungefähr so lauge dauerte die neu errungene Herrschaft. Diese Nachrichten gelangten nach Wien und machten die Wirkung, als ob plötzlich bei einem glänzenden Ballfeste eine Bombe unter die tanzende Gesellschaft geschleudert worden wäre. Jetzt wurde man ans einmal einig. Über eine halbe Million Krieger wurden auf die Beine gebracht. Aber ullen voraus zogen die noch gerüsteten Preußen unter Blücher und die Engländer unter dem Herzog Wellington nach Belgien. Anfangs war das Kriegsglück schwankend. — Bei Ligny (Linji) wurden die Preußen zurückgedrängt, Blücher kam unters Pferd, das ihn gefährlich quetschte, und nur durch die Entschlossenheit seines Adjutanten wurde er vor der Gefangenschaft gerettet. Bei Qnatrebras (Katterbra) fand der tapfere Herzog Wilhelm von Braunschweig den Heldentod. Und als nun der entscheidende Tag herankam, da schwankte der Sieg vom Morgen bis zum Abend, und oft seufzte Wellington, der allein die gewaltigen Stöße der französischen Regimenter aushalten mußte: „Ach, wenn nur die Preußen kamen!" — Diese aber hatten einen entsetzlichen Marsch zurückzulegen, ehe sie nach dem Schlachtfelde bei Waterloo gelangten. Beinahe konnten sie nicht
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