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1. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 93

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 93 — Wer seine Stimme erhob für Verbesserung des Staatswesens, der wurde als ein gefährlicher Mensch, als „Revolutionär" verfolgt, verleumdet, ja eingekerkert. — Zeitungen, Bücher mußten, ehe sie ausgegeben werden durften, erst von der Polizei durchgesehen werden („die Zensur passieren"), damit ja niemand sich unterstehe, sich mißbilligend über die öffentlichen Zustände auszusprechen. — Da es an Einigkeit unter den Fürsten und an einem starken Oberhaupte fehlte, so konnte jede fremde Nation unser Volk ungestraft beleidigen, verhöhnen und bedrohen. Deutsche in fremden Ländern fanden keinen Schutz, wenn ihnen Unrecht geschah. Da war es kein Wunder, daß sich in Deutschland eine allgemeine Unzufriedenheit in die Herzen der Besten festsetzte und man sich schämte, ein Deutscher zu sein. Jede neue Revolution, die in Frankreich ausbrach, erregte daher stets aufs neue das Volk, und auch in Deutschland kam es zu bedeutenden Aufständen. So 1830, worauf in Sachsen König Anton eine Konstitution oder Verfassung gab so besonders auch 1848. Die Wiener vertrieben den verhaßten Metternich, in Berlin kam es zu blutigem Straßenkampf, nach welchem endlich der König Friedrich Wilhelm Iv. gleichfalls eine Verfassung gewährte. — Eine nach Frankfurt a. M. einberufene Nationalversammlung konnte zu keinem Ziele gelangen, da sich die Fürsten weigerten, die Beschlüsse derselben anzuerkennen. Die Aufstände in Sachsen und Baden wurden niedergeschlagen, und es blieb beim alten. Da trat von außen her ein Ereignis ein, das eine Einigung des Vaterlandes vorbereiten half. Über Holstein und Schleswig regierte schon 400 Jahre als Herzog der König von Dänemark. Doch sollten die Herzogtümer stets selbständig für sich bleiben. Der König von Dänemark zeigte aber unverhohlen die Absicht, sie mit Dänemark zu einem Ganzen zu vereinigen. Er steckte die Schleswig-Holsteiner ins dänische Heer, führte die dänische Sprache in den Schulen ein, verjagte die deutsch gesinnten Beamten u. s. w., ja, er sprach förmlich die Einverleibung in Dänemark aus. Schon 1848 war es deshalb zum Kampfe gekommen, der aber schließlich ohne Erfolg blieb. Jetzt aber, 1864, riß selbst dem deutschen Bundestage die Geduld, und er beschloß, das Recht mit den Waffen zu behaupten. Im Januar bereits rückten 64 000 Österreicher und Preußen in Schleswig-Hol-stein ein. Nach der Erstürmung der Düppeler Schanzen erfolgte die Einnahme des ganzen Landes. Im Wiener Frieden entsagte der König von Dänemark allen Rechten auf Holstein und Lauenburg zu Gunsten des Kaisers von Österreich und des Königs von Preußen, deren Truppen nun die Herzogtümer besetzten. Damit aber Preußen durch den neuen Besitz seine Macht nicht vergrößere, verlangte Österreich, es solle aus den Herzogtümern ein neuer Bundesstaat unter einem besonderen Herzog errichtet werden. Es wäre somit im Rücken Preußens ein neuer Kleinstaat entstanden, was Preußen nicht erwünscht sein konnte. Es verlangte wenigstens, daß Heer und Flotte des neuen Staates mit den preußischen Streitkrästen verbunden werden sollten. Auch wollte es einige wichtige Punkte, Kiel und Rendsburg, besetzen. Darauf ging Österreich nicht ein, und so kam es zwischen
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