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1. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 96

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 96 — d. H. Deutschland berauben und demütigen. Darum eben kam ihm im Jahre 1866 der Krieg zwischen Preußen und Österreich gelegen. Er hoffte, daß das kleine Preußen dem mächtigen Österreich unterliegen oder wenigstens so geschwächt werden würde, daß er seine Forderungen durchsetzen könne. Aber die Schlacht bei Sadowa vereitelte seine Hoffnungen. Preußen ging gestärkt und mächtiger als vorher aus dem Kampfe hervor. Darum verlangte er zunächst, daß der Norddeutsche Bund an der Mainlinie Halt mache, auch forderte er dafür, daß er sich neutral verhalten habe1), einige deutsche Länderstrecken auf dem linken Rheinufer. Mit Luxemburg, Rheinbayern und Rheinhessen wollte er zufrieden fein. Preußen sollte dafür Belgien nehmen und feine Herrschaft auch über Süddeutschland ausdehnen. Für solche Abmachungen hat man den verständlichen Ausdruck „Länderschacher". Aber König Wilhelm und sein Minister Bismarck mochten davon nichts wissen und erklärten: „Kein Fuß breit deutschen Landes wird abgetreten!" Die Franzosen nennen sich stolz „die große Nation." Diese samt ihrem Kaiser fühlten sich durch diese Antwort beleidigt. Von nun an hieß bei ihnen die Losung: „Rache für Sadowa!" Einen Vorwand zum Kriege fand man bald. Im Jahre 1868 hatten die Spanier ihre Königin Jsabella aus dem Lande gejagt und wählten dann zu ihrem Nachfolger den Erbprinzen Leopold von Hohenzollern, einen nahen Verwandten des preußischen Königshauses. Da erklärte Frankreich, es könne nicht dulden, daß Preußen einen seiner Prinzen auf den spanischen Thron setze und seine Macht ungebührlich vergrößere. Zugleich verlangte Napoleon, König Wilhelm solle dem Prinzen verbieten, die spanische Krone anzunehmen. König Wilhelm erwiderte, er habe keinen Grund, sich in diese Sache einzumischen; er müsse dem Prinzen überlassen, was er thun wolle. Der Krieg schien nun unvermeidlich, da verzichtete der Prinz aus eigener Entschließung auf das gefährliche Geschenk, das man ihm zugedacht hatte. Damit war jeder Gruud zur Einmischung verschwunden. Aber so schnell mochten sich die Franzosen die Gelegenheit nicht entschlüpfen lassen, sie wollten durchaus den Krieg. Im Sommer 1870 gebrauchte König Wilhelm seiner Gesundheit halber die Mineralquellen von Ems. Am 13. Juli befand er sich eben auf einem Spaziergange durch die Gartenanlagen; da gesellte sich der sranzö-siche Botschafter Benedetti zu ihm. Er verlangte im Namen Napoleons, daß König Wilhelm das Versprechen geben solle, daß nie ein hohenzoller-scher Prinz die Wahl zum Könige von Spanien annehmen werde. Der König fertigte ihn ruhig und mit Würde ab und verwies ihn im übrigen an seinen Minister. Kaum ist aber der König von seinem Spaziergange zurückgekehrt, so bittet bei ihm der französische Botschafter um eine abermalige Unterredung. Der König hat nicht Lust, abermals die unverschämten Zumutungen des französischen Unterhändlers anzuhören und befiehlt seinem Adjutanten: „Sagen Sie dem Grasen, daß ich ihm nichts weiter mitzuteilen habe." Benedetti verschwindet, telegraphiert Napoleon, er und Frank- i) Vergl. S. 28, Zeile 26.
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