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1. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 105

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 105 — Anhang für sächsische Schulen. 1. Moritz von Sachsen itnb Vater August. (Nach Lektion 7 einzuschieben.) Moritz war einen Monat vor dem Tage geboren, an welchem Luther in Worms das herrliche Zeugnis ablegte: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir, Amen!" — Also wann? (März 1521). Sein Vater war Herzog Heinrich der Fromme, sein Oheim Herzog Georg der Bärtige und wer also sein Großvater? — Herzog Albrecht der Beherzte, der Stammvater der Albertinischen Linie des sächsischen Regentenhauses, hatte seinen Besitz seinem ältesten Sohne, Georg dem Bärtigen, vererbt. Dem jüngeren Sohne, Heinrich dem Frommen, waren nur die Ämter Freiberg und Wolkenstein nebst 12 000 Gulden jährlicher Einkünfte zugeteilt worden.x) Dennoch wurde an seinem Hofe in Freiberg trotz der geringen Einkünfte manchmal ein Aufwand getrieben, der weit über die Kräfte des Herzogs ging. Dafür gab's dann bisweilen wieder Mangel und ärgerliche Geldverlegenheit. Aus diesen unerfreulichen Verhältnissen kam Prinz Moritz schon in früher Jugend heraus. Sein Oheim Georg nahm ihn nach Dresden, gab ihn aber später zu Johann Friedrich dem Großmütigen nach Torgau. Der Grund dafür war der, daß sich Georg mit seinem Bruder Heinrich wegen Luthers Lehre veruneinigt hatte. In Torgau lernte auch Luther den jungen Fürstensohn kennen, der durch seine vortrefflichen Anlagen große Hoffnungen, aber durch Kühnheit und Ehrgeiz auch Befürchtungen erweckte. Warnend sprach Luther deshalb zum Kurfürsten: „er solle zusehen, daß er sich an Moritz nicht einen jungen Löwen aufzöge," — worauf jener aber gutmütig erwiderte: „Ich hoffe das Beste." Vom ruhigen Hoflager des Kurfürsten kam Moritz später zu Philipp von Hessen, ja, er wurde der Schwiegersohn desselben, indem er seine Tochter, Agnes heiratete. So hatte er nun nach und nach kennen gelernt: Georg, den offenen Feind der lutherischen Lehre, Johann Friedrich, das bekenntnistreue, aber unentschiedene Haupt des Schmalkaldischen Bundes, und Philipp von Hessen, der zwar kriegerisch gesinnt war, aber mit seiner unbedeutenden Macht allein nichts ausrichten konnte. Was hatte er von solchen Verwandten zu erwarten? Wenn's hoch kam, erhielt er einmal seines Vaters unbedeutenden Länderbesitz, vielleicht den seines Oheims Georg noch dazu. Größeres durfte er nicht hoffen. Wie konnte dem ehrgeizigen, tatendurstigen Prinzen eine folche Aussicht verlockend erscheinen? — Er wollte die Welt mit seinem Ruhm erfüllen, er wollte Land und Leute beherrschen. Er fühlte in sich Lust und Kraft, sich den Helden und tüchtigsten Regenten Deutschlands gleich zu stellen. Als Glied des Schmalkaldischen Bundes glaubte er dieses Ziel nie erreichen zu können; stets würde ihn die Unentschlossenheit Johann Friedrichs und die Uneinigkeit der Bundesglieder J) Vergl. 1. Jahrgang, S. 116.
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