Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 108

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 108 — von den Türken bedrängten Stadt Wien herbeigekommen waren. Des letztern Sohn war Friedrich August I., der Fürst, von dem wir schon in der Geschichte des Nordischen Krieges einiges gehört haben. Johann Georg Iii. hatte man wegen seiner Tapferkeit den Sächsischen Mars genannt. (Wer war Mars? Vergl. Jahrg. 1, S. 4). Seinem Sohne, Friedrich August, pflegte man wegen seiner bewundernswürdigen Körperkraft den Namen des Sächsischen Herkules*) zu geben. Silberne Teller wie Papier zusammenzurollen, ein Hufeisen zu zerbrechen, war ihm ein Leichtes. In Wien soll er von der höchsten Höhe des Stephansturmes zwei Trompeter ins Freie hinausgehalten haben. In Madrid schlug er bei einem Stiergefechte dem stärksten Tiere mit einem Säbelhiebe den Kopf vom Rumpfe. Es ging die Sage, daß er durch die Milch einer Löwin genährt worden sei. — Zu dieser Körperkraft kam Schönheit, Anmut, ein wahrhaft fürstlicher Anstand und eine große Fertigkeit in allen ritterlichen Künsten, nämlich im Reiten, Fechten, Schießen u. f. w., so daß August überall, wohin er auch kam, großes Aufsehen erregte. Die geistigen Gaben des Prinzen waren gleichfalls nicht gering. Durch eine gute Erziehung waren sie trefflich ausgebildet worden. Besonders hatte er durch seine Reisen und den Aufenthalt an den Fürstenhöfen von Frankreich, Holland, Spanien, Portugal, Italien, England und Ungarn vieles gelernt. Ganz besonders aber war dadurch seine natürliche Vorliebe für alles Glänzende, Prächtige und Schöne genährt worden. Die Kunst-schätze, die er fand, die Prachtbauten, die er bewunderte, die Feste, durch die er belustigt worden war, reizten ihn zur Nachahmung, und er scheute keine Opfer, feinen Hof so glänzend, als nur möglich, einzurichten. Das Muster, dem er nachstrebte, war Ludwig Xiv. Dieser errichtete in feiner Residenz Versailles (lies Werrfallj) bei Paris prächtige Schlösser, Theater, Gärten, Kunstsammlungen und feierte üppige Feste, von denen man in allen Ländern mit Bewunderung sprach. August der Starke wollte es ihm gleich thun, ja viel lieber hätte er es ihm zuvor gethan. Dresden sollte ein zweites Versailles werden. Freilich besaß Sachsen dazu die Mittel nicht und wurde deshalb durch die Regierung dieses prunksüchtigen Fürsten in eine furchtbare Schuldenlast gestürzt. In Dresden entstand das berühmte Grüne Gewölbe mit seinen Kostbarkeiten in Gold, Edelsteinen, Perlen, Elfenbein u. f. w. Er begann den Ban eines neuen prächtigen Schlosses nach dem Muster der Versailler Residenz. Doch konnte es nicht vollenden, nur der Schloßhof mit feiner Umgebung wurde fertig. Das ist der Zwinger in Dresden, dessen nördliche Seite jetzt das Neue Museum einnimmt. Er verschönerte die Schlösser Moritzburg und Großsedlitz, baute das Japanische Palais, in welchem jetzt die Königl öffentliche Bibliothek aufgestellt ist, gründete die Gemälde-gallerte und andere Sammlungen. Die Theatervorstellungen, die Tanze, *) Herkules, ein griechischer Halbgott, zeichnete sich dnrch fabelhafte Stärke ans. Schon in der Wiege erdrosselte er zwei Schlangen, die ihn umschlingen und töten wollten.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer