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1. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 109

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 109 — Jagden, Schlittenfahrten, zu denen die Bauern den Schnee herbeifahren mußten, die Vermummungen und anderen Belustigungen waren so neu und glänzend, daß man dergleichen noch nicht gesehen hatte. 1730 wurde bei Zeithain, in der Nähe von Mühlberg, ein Lustlager für 30 000 Mann errichtet, zu dessen Besichtigung 45 fremde Fürsten eingeladen waren und das mindestens 1 Mill. Thaler kostete. Auf der Elbe schwamm eine Flotte, deren Matrosen als Holländer gekleidet waren. Ein Teil der Truppen ging türkisch, die Feldmusik als Mohren. Über die Elbe waren 4 hölzerne Brücken geschlagen, von denen zur Belustigung der fürstlichen Gäste eine in die Luft gesprengt wurde. Am Ufer war aus vielen tausend Baumstämmen und Bretternein Palast gebaut, dessen Vorderseite mit 6000 Ellen feiner bemalter Leinwand überzogen war und der mit einer halben Million Lampen illuminiert wurde. Er strahlte wie ein Feentempel und spieglte sich in den Fluten der Elbe. Hier wurde ein Feuerwerk abgebrannt, bei dem ein senersprühender Walfisch und ein Delphin ans dem Wasser schwammen. In ihrem Innern steckten Sträflinge zur Lenkung, denen die Freiheit geschenkt werden sollte, wenn sie bei dieser gefährlichen Fahrt mit dem Leben davon kämen. Zum Schluß wurde die ganze Armee auf hölzernen Tellern gespeist, welche die Soldaten auf ein gegebenes Zeichen in die Elbe werfen mußten. Für die fürstlichen Gäste war ein Riesenkuchen gebacken worden, der 8 m lang, über 3 m breit und 30 cm dick war. Er wurde mit einem fast 2 m langen Messer angeschnitten und dann den Zuschauern preisgegeben. Einem solchen prachtliebenden Fürsten konnte Sachsen und der Kurhut nicht genügen. Er wollte eine Königskrone tragen. Als daher Johann Sobiesky von Polen (1696) gestorben war, erkaufte August mit den Millionen, die er aus Sachsen zog, die Stimmen des polnischen Adels, der die Königswahl vorzunehmen hatte. Und um jedes Hindernis hinweg zu räumen, trat er (1697) in Baden bei Wien zur katholischen Kirche über. Doch gab er den Sachsen das feierliche Versprechen, niemand zu seinem neuen Glauben zwingen zu wollen. Das evangelische Bekenntnis sollte unangetastet bleiben. So gelangte er denn in Polen, unter dem Namen August Ii., zu dem erwünschten Ziel. Bei der Krönung in Krakau trug er ein Kleid, das von Edelsteinen starrte und einen Wert von 4 Millionen Thalern hatte. Die Erwerbung Polens war für Sachsen ein schwerer Schaden. Mit sächsischem Gelde waren die Stimmen des Adels erkaust und mit sächsischem Gelde mußte der zweifelhafte Glanz der wertlosen Krone erhalten werden. Sächsische Landeskinder mußten im polnischen Heere dienen und den Krieg mit Karl Xii. fuhren Helsen. Endlich mußte Sachsen die Lasten tragen, die ihm durch den Schwedenkönig ausgelegt wurden. Wo sollte das Geld herkommen? August geriet darum nicht in Verlegenheit. Landesherrliche Vorrechte und Besitzungen wurden verkauft, so z. B. der Rest der letzten Wettiner Besitzung, das Amt Petersberg bei Halle mit der Stammburg Wettin für 40 000 Thaler. Zudem feufzte das Land unter einer drückenden Steuerlast, es wurden Schulden gemacht, und aus den Dörfern bettelten die
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