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1. Handbuch der deutschen Geschichte - S. 31

1898 - Breslau : Goerlich
_ 31 — Leibes und der Seele, so daß ihn der Kaiser Leo sehr lieb gewann; aber in den Wissenschaften wurde er dort wenig unterrichtet und lernte darum auch nicht schreiben. Als er im Alter von 18 Jahren zu seinem Volke zurückgekehrt war, sammelte er sich eine Schar von 6000 Tapferen und verrichtete so herrliche Kriegsthaten gegen die Sarmaten, daß sein Name weit berühmt ward im Gotenvolk und sein Vater ihn im Sterben den Goten zum König empfahl. Sobald dies der Kaiser Zeno in Konstantinopel vernommen hatte, freute er sich sehr und schickte einen Einladungsbrief an ihn, worin er ihn aufforderte, zu ihm nach Konstantinopel zu kommen. Hier empfing er ihn mit den gebührenden Ehren und gesellte ihn den Großwürdenträgern im Palaste bei. Nach einiger Zeit nahm er ihn, um seine Ehre noch zu erhöhen, als Waffensohn an und gewährte ihm aus seinen eigenen Mitteln einen Triumphzug in der Stadt; er wurde zum ordentlichen Konsul erhoben, eine Auszeichnung, die für die höchste Zierde in der Welt gilt; aber nicht genug damit — er ließ auch ein Reiterstandbild zu Ehren eines so großen Mannes vor dem kaiserlichen Schloß ausstellen. Während Theodorich so in inniger Verbindung mit Zenos Regierung in Konstantinopel alles Gute genoß und nun zu hören bekam, fein Volk befinde sich in Jllyrien durchaus nicht in Zufriedenheit und Wohlstand, zog er es vor, nach der Sitte feines Stammes fein Leben zu einem thatenreichen zu machen, statt in träget- Ruhe die Güter der römischen Herrschaft zu genießen, während fein Volk kärglich dahinlebe. — Der Kaiser ließ ihn, wiewohl betrübt, ziehen, da er ihn nicht kränken wollte, gab ihm reiche Geschenke mit und empfahl ihm den Senat und das römische Reich. So verließ Theodorich die Kaiserstadt und kehrte zu den ©einigen zurück. Hier nahm er das ganze Volk der Goten, jedoch nur, so viele davon ihm ihre Zustimmung gaben, mit sich und brach auf nach Hesperien (Italien). Er zog geradeswegs durch das benachbarte Pannonien (Ungarn) und betrat dann das venetische Gebiet. Am Jsonzoflusse schlug er fein Lager auf. Kaum hatten hier Menschen und Vieh ein wenig Erholung gesunden, so rückte Odoaker mit seinem Heere gegen ihn heran. Aber Theodorich vernichtete das Heer in der Ebene von Verona in einer großen Schlacht. Hierauf brach er fein Lager ab und rückte mit größerer Zuversicht in Italien ein. Nachdem er den Padus (Po) überschritten hatte, schlug er bei der Kaiserstadt Ravenna sein Lager auf. Als dies Odoaker sah, zog er sich in die Stadt zurück; heimlich in der Nacht führte er öfters die ©einigen heraus, um das Heer der Goten zu beunruhigen, und nicht ein-- oder zweimal, sondern häufig, und trieb es so säst volle 3 Jahre. Aber er machte vergebliche Anstrengungen ; denn schon nannte ganz Italien Theodorich seinen Herrn, und nach dessen Willen handelte das ganze Land. Nur Odoaker allein mit wenigem Gefolge und den Römern, die bei ihm waren, hatte täglich von Hungersnot und von Krieg innerhalb Ravennas zu leiden. Endlich kam man unter Vermittelung des Bischofs von Ravenna dahin überein, Theodorich und Odoaker sollten in Ravenna gemeinschaftlich herrschen. Eine Zeitlang hielten sie beide den Vertrag; dann aber bemächtigte sich Theodorich der Person Odoakers, der ihm angeblich nach dem Leben getrachtet hatte, bei einem Schmause, zu dem er ihn unter der Maske der Freundschaft geladen, und ließ ihn töten. Die noch etwa übrig waren von seinen Gegnern, gewann er für sich und herrschte von nun an unangefochten über Goten und Italiker. Namen und Insignien
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