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1. Handbuch der deutschen Geschichte - S. 67

1898 - Breslau : Goerlich
— 67 — verlieh seiner Gestalt, er mochte stehen oder sitzen, eine hohe imponierende Würde. Wohl erschien sein Nacken fleischig und etwas gedrungen^ jedoch siel das bei dem Ebenmaß der übrigen Glieder nicht aus. Sein Schritt war sest und die ganze Körperhaltung männlich; seine Stimme war klar, entsprach aber weniger der Gestalt des Leibes. Er besaß eine glückliche Gesundheit; nur daß er vor seinem Tode viele Jahre hindurch häufig von Fiebern heimgesucht wurde und zuletzt aus einer Seite hinkte. Und auch jetzt hielt er sich mehr nach seinem Belieben, als nach dein Rate der Ärzte, die er beinahe haßte, weil er nach ihrer Verordnung beim Essen den gewohnten Braten weglassen und sich an Gekochtes gewöhnen sollte. Er übte sich fleißig in: Reiten und Jagen; letzteres war eine nationale Leidenschaft bei ihm; denn es möchte schwerlich ein Volk auf der Erde sich fiudeu, das iu dieser Fertigkeit mit den Franken sich messen konnte. Er liebte ferner die Dämpfe natürlicher warmer Quellen und übte deu Leib durch vieles Schwimmen, worin er so gewandt war, daß man billig behaupten kann, es habe niemand ihn übertroffen. Darum baute er auch den Palast in Aachen und wohnte hier iu den letzten Lebensjahren bis zu seinem Tode ohne Unterbrechung. 2. In seiner Kleidung hielt er an der alten fränkischen Sitte fest: auf dem Leibe trug er ein leinenes Hemd und leinene Binden um deu Oberschenkel; darüber kam ein Rock, den ein seidener Streifen einfaßte, und Strümpfe, dann wurden die Wadeu in Binden und die Füße in Schuhe eingeschnürt. Im Winter schützte er Schultern und Brust durch eineu Wams ans Ltter- und Marderfell, als Überwurf diente ein Jägermantel. Außerdem war er stets mit einem Schwert umgürtet, dessen Griff und Gehenk von Gold oder Silber war; zuweilen trug er auch wohl ein mit Edelsteinen besetztes Schwert, jedoch nur bei hohen Festlichkeiten oder wenn einmal Gesandtschaften von fremden Völkern gekommen waren. Fremdländische Gewänder dagegen verschmähte er, wenn sie auch noch so schön waren, und ließ sie sich niemals anziehen. Art Festtagen erschien er in einem golddnrchwirkten Gewände und in Schuhen, die mit Edelsteinen besetzt waren; eine goldene Spange hielt den Mantel zusammen; auch schmückte ihn ein Diadem aus Gold und Edelsteinen. Am andern Tage aber unterschied sich seine Kleidung wenig von der des gewöhnlichen Volkes. 3. Int Essen und Trinken war er mäßig, mehr jedoch beim Trinken; denn es gab nichts, was er so sehr verabscheute, als Trunkenheit, an jedem Menschen, geschweige denn an sich und den Seinen. Im Essen vermochte er nicht gleiche Enthaltsamkeit zu üben, so daß er oft klagte, wie schädlich seinem Körper das Fasten wäre. Sehr selten veranstaltete er Gastmähler, und auch nur an hohen Festtagen, dann jedoch mit einer großen Anzahl von Gästen. Die tägliche Mahlzeit bestand nur aus vier Gängen, außer dem Braten, den die Jäger an den Spieß zu stecken pflegten und den er lieber als irgend eine andere Speife aß. Während des Effens pflegte er irgend einen Erzähler oder Vorleser zu hören; vorlesen ließ er sich aus Chroniken und aus der Ge-
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