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1. Handbuch der deutschen Geschichte - S. 84

1898 - Breslau : Goerlich
— 84 — von Merseburg sagt. Und bieses Reich schirmte nicht nur das christliche Abend-lartb, daß es sich durch feste Orbnnngen in Kirche und Staat verbinden konnte, sonbern trug auch das Christentum unter die heidnischen Völker des Erbteils." (Dr. Hoffmann.) Eine anschauliche Darstellung des beutscheu Landes in jener Zeit giebt Gustav Freytag im 1. Bande seiner „Bildet aus bei’ beut schert Vergangenheit": Der wackere Lanbmann, welcher um das Jahr 1100 von einer Hohe seiner Dorfflur ausschaute, sah im Morgenlichte eine anbre Lanbschaft, als seine Ahnen gekannt hatten. Noch war der Ranb des Horizontes von buuklem Walbessanm umzogen, es war bamals viel Wald auch in der Ebene, überall Lanbgehölz, Weiher und Wasserspiegel ans niedrigen Stellen zwischen bent Ackerboden; aber das Land war in den Ebenen reich bevölkert, die Zahl der Dörfer und der Einzelhöfe wahrscheinlich nicht viel geringer als jetzt, die meisten nicht so menschenreich. In gerobetem Walb waren neue Husen ausgemessen und mit Ansiedlern besetzt, iit bet eigenen Dorfflur war altes Weibelanb in Ackerboben verwandelt; zwischen Saat und Holz staub am Waldessaum oder auf einem Bergesvorsprung die Kapelle eines Heiligen, in den Dörfern ragten die hölzernen Glockentürme hoch über die Häuser und Ställe, und am Sonntagmorgen läuteten die Glocken über das ganze Land, ans einer Flur über die anbre, und zu beut hohen Klang der kleinen Dorfglocken gab in der Ferne das mächtige Summen einer großen Glocke den Grunbton. Denn unten in der Flußuieberung ragten Kuppeln und Türme eines Doms inmitten vieler Häuser, die mit starker Mauer umgeben waren. Eine Stadt war gebaut, wo einst der Reiher über das Wiesenland geflogen oder bet Hirsch auf dem Wildpfad zur Tränke gelaufen war. Und wieder auf der andern Seite stand gegen das Dors auf steilem Berggipfel ein gemauerter Turm und ein hohes Haus mit kleinen Fenstern, Eigentum des Grafen und Wohnsitz eines reisigen Dienstmannes, der mit seinen Genossen dort oben wirtschaftete nicht zur Freube des Bauern. Umschanzte Städte und befestigte Häuser der Reisigen erhoben sich jetzt überall auf beutschern Boben, nicht nur an Rhein und Donau, in Schwaben, Franken und Bayern, auch im alten Sachsenlanbe und in den Ostmarken gegen Slawen und Ungarn. Und die Städte waten in den letzten Jahthunbetten wie übet Nacht entstauben, daß man bei vielen nicht zu sagen wußte, wann sie begonnen hatten. Der größte Kulturfortschritt vollzog sich leise, int Zwang der Stunbe, und die Zeitgenossen, welche daran arbeiteten, wußten wenig, wie unermeßlich der Segen war, den sie baburch ihren Enkeln bereiteten. Und wer von der Erscheinung zurückblickt aus ihren Grunb, bet vermag gerabe hier die geheimnisvolle Arbeit schöpferischer Kraft wie in einer Werk-stätte zu belauschen und ehrfürchtig zu erkennen, wie dem Menschengeschlecht Unglück in Glück und Verbetb in den ebelsten Fortschritt utngewanbelt wirb. Es war ein Unglück für die Deutschen, daß die Zahl der freien Sattbleute sich feit der Völkerwanderung mit reißender Schnelligkeit verringerte, die Zahl der Dienstpflichtigen und Unfreien sich unaufhörlich vermehrte; es war traurig, daß alle Gewalten, welche das Leben der Deutschen regierten, um die Wette dazu beitrugen: Die Könige und ihre Beamten, welche zu vornehmen
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