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1. Handbuch der deutschen Geschichte - S. 102

1898 - Breslau : Goerlich
— 102 — himmlische und göttliche Fügung irgend woher Nahrung werden müß^e. Aber es kam weit anders, als sie hofften. Denn die größte Widerwärtigkeit betraf das Heer auf einer Fahrt, die nach ihrer Meinung heilig war. Und das erste erwähnenswerte Unglück desselben leeres war folgendes. Als sie in Griechenland längs dem Meere zogen, schlugen sie eines Tages ihr Lager am Ufer eines mäßigen Flusses auf, der sich ins Meer ergoß. Siehe, da schwoll plötzlich dieser Fluß gewaltig an, ohne daß ein sichtbarer Regen vorausging, entweder von einem Wolkenbruch oberwärts, oder von einem Wasserschwall, den menschliche List ihnen zu Verderbeu und Hinterhalt durch ein Wehr gestaut hatte. Der Strom stürzte jählings über das Lager dahin, mächtig, weit und heftig, und riß einen großen Teil des Heeres, zugleich Zelte und Wagen mit sich in das Meer, so daß manche sich an Wagen und Geräte hingen und lebendig in die Tiefe fanken. ^ Darauf kam die große Menge mühsam genug uach Konstantinopel. Dort wurde der römische König von den Griechen listig umsponnen und mehrere Fürsten durch Gold und Silber verlockt, so daß der König den Weg gegen Jconinm durch eine Wüste nahm; er war der Meinung, Gottes Willen zu thun, wenn er gewisse Völkerschaften, die den Christen seind waren, dem Herrn unterjochen oder demütigen und schwächen könnte; aber er handelte nur auf Betrieb der Griechen, welche ihre Feinde unterwerfen, aber nicht den christlichen Glauben ausbreiten wollten. Der römische König teilte also die Scharen in zwei Heere und nahm mit seinem Heere unter griechischen Führern die Richtung nach Jconinm durch eine Wüste. Der König von Frankreich aber behielt mit seinem Heere die Richtung auf Antiochien und Jerusalem, die er eingeschlagen hatte, und zog teils zu Wasser, teils zu Lande. Es ist unmöglich, alle Leiden aufzuzählen, welche die beiden Heere erduldeten, nur das Wichtigste wollen wir kurz anführen. Das Heer, welches auf Jconinm zu marschierte, wurde durch Anstrengungen, Hunger und Durft in der Wüste erschöpft, außerdem durch sehr heftigen und fast allgemeinen Durchfall geplagt, benn biefent Leiben ist körperliche Anstrengung gar sehr schädlich. Da wurde der große Haufen durch Hunger, Krankheit und Mühsal aufgerieben. Endlich war die todbringende und mühselige Wüste durchschritten, und man kam in das Land der Feinde. Diese traten den Kreuzfahrern in Überfällen und Angriffen entgegen, doch nicht so, daß sie ihnen Gelegenheit zum Nahekampfe gaben; denn sie beschossen das Heer bei Tag und Nacht mit Pfeilen und flohen beim Angriff und ermatteten das Heer so, daß weder Gelegenheit zum Kampfe noch zum Siege mar, und doch kein Augenblick frei von feindlichem Anlauf. Denn wenn unsre Reiter gegen die Feinde ansprengen wollten, konnten die Unsern die Fliehenden nicht erreichen, weil die Pferde der Unfern durch Mühe und Hunger ermattet, die Pferde der Feinde aber wohlgenährt und ausgeruht waren. Bei unserem Heer aber waren nur wenige Bogenschützen, und die ganze Masse der Gegner war mit Bogen bewaffnet und kämpfte nur auf diese Art. Daher faßte unser König endlich den Entschluß, das Heer von ihnen wegzuführen und denselben
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