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1. Handbuch der deutschen Geschichte - S. 188

1898 - Breslau : Goerlich
— 188 Er kam zu einer Burg, deren Besitzer ohne Streit und Fehde nicht leben konnte und streitbare Männer gern bei sich behielt. Helmbrecht trat in seine Dienste und ward bald einer der verwegensten und schlimmsten Gesellen, vor dem nichts sicher war. Nach einem Jahre gedachte er seiner Eltern wieder einmal und machte sich aus, sie zu besuchen. Große Freude hatten die ©einigen, als sie ihn kommen sahen. Er aber that, als ob er ein fremder Herr fei, und mengte in seine Rede bald französische, bald böhmische, bald niederdeutsche Brocken. Ta sprach der Vater, das könne sein Sohn nicht sein, und er wollte ihn nicht im Hause behalten. Weil es aber schon spät war und Helmbrecht nirgends anders unterkommen konnte, gab er sich endlich zu erkennen; doch nun wollte der Vater Beweise haben, ob er auch sein Sohn sei, und er verlangte, daß ihm der Angekommene die Namen der vier Cchfen nenne, die im Stalle standen. Das konnte der Sohn, und nun ward er wohl empfangen. Er ward aus das beste bewirtet, und auch ein gebratenes Huhn fehlte nicht auf dem Tische. Auch ein Herr hätte mit solcher Mahlzeit wohl zufrieden fein dürfen. Nach dem Essen fragte der Vater, wie es jetzt auf den Burgen der Ritter zugehe, und er schilderte, wie es in feiner Jugend daselbst zugegangen sei. Damals hätten die Ritter, erzählte er, mit allerlei ritterlichen Spielen den Tag verbracht, und die Frauen hätten mit Freuben zugesehen. Dann hätten sie gesungen und getanzt, ein Spielmann habe die Geige gestrichen, und endlich habe man am Feuer des Kamins allerlei alte Sagen, z. B. vom Herzog Ernst, erzählt oder vorgelesen. Damals sei der schlimmste wohl besser gewesen als jetzt der beste; da habe Recht und Gesetz gegolten, treulose oder solche mit üblen Sitten habe man nicht geduldet. Daraus lobte der Sohn das Leben der jetzigen Ritter. Da trinke man den ganzen Tag und fahre auf Raub aus, und es fei ein gar lustiges Leben. Wenn er nicht von dem weiten Ritte gar zu ernt übet wäre und gern schlafen möchte, könnte er wohl manchen lustigen Streich erzählen, den er selbst miterlebt habe. Am andern Tage verteilte er die Geschenke, die er den ©einigen mitgebracht habe. Seinem Vater gab er einen guten Wetzstein, der Mutter einen schönen Fuchspelz, der Schwester aber seidene Bänder und einen gestickten Gürtel. Doch sagte er nicht, daß er alle diese Sachen auf feinen Raubzügen erbeutet hatte. Etliche Tage blieb Helmbrecht bei den ©einigen; dann aber ward ihm die Zeit lang, und er sehnte sich nach der Gesellschaft feiner Raub-gesellen. Als er sich wieder ausmachen wollte, machte ihm der Vater wieder die eindringlichsten Vorstellungen; aber nichts konnte ihn zurückhalten. er war zu sehr schon an das Verbrechen gewöhnt. Mit unverhohlener Freude erzählte er von seinen und seiner Genossen Schaub-thaten, wie sie selbst in bitterer Kälte den von ihnen Beraubten kein Kleib aus berrt Leibe gelassen, wie sie den Bauern Pserde, Ochsen und Kühe aus den Höfen getrieben, wie er selbst einen Bauer in einen Ameisenhaufen gebunben habe, und anbere Schanbthaten mehr. Da mahnte ihn der Vater noch einmal, sich vor dem Galgen zu hüten, damit sein Traum nicht in Erfüllung gehe; der Sohn nahm aber solche
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