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1. Handbuch der deutschen Geschichte - S. 230

1898 - Breslau : Goerlich
— 230 — Schafe, Schweine und Geflügel geschlachtet, Wein und Bier in wüster Böllerei vergeudet. Zur Unterhaltung des Feuers wurden Tische, Stühle und andere Möbel verwendet, oft genug auch die Obstbäume im Garten umgehauen; oft genug wurde beim Wegziehen aus Mutwille oder Nach lässigkeit das ganze Gehöft in Brand gesteckt. Der schwedische General -hfuhl^rührnte fiel], daß er allein 800 böhmische Dörfer verbrannt habe. Der Saazer Kreis zählte 400 in Asche liegende Dörser. b) Aber der Soldat wollte nicht nur lebeu, sondern auch reich werden. Die Generale und Offiziere wiesen ihm hierin den Weg, indem sie nicht nur eine überaus kostbare Verpflegung forderten, sondern auch ungeheure Summen von den Bewohnern erpreßten. Erfurt mußte dem General Merode 50000 Thaler für Erlaß der Einquartierung zahlen, Magdeburg an Wallenstein für Aufhebung der Belagerung 130000 Thaler erlegen; Graf Königsmark kam als armer schwedischer Edelmann nach Deutschland und führte fo viele Wagenladungen an Gold- und Kostbarkeiten aus Deutschland, daß er seiner Familie eine jährliche Rente von fast 1 Million Mark unseres Geldes hinterließ. Die Soldaten aber durchsuchten Haus und Hof nach Geld und Kostbarkeiten und erwarben darin eine große Geschicklichkeit, so daß ihnen nicht leicht ein Versteck entging. Wenn sie aber nichts oder zu wenig fanden, so suchten sie den Leuten durch die grausamsten Cualen das Geständnis zu entlocken, wo sie ihre Schätze verborgen hatten. „Sie haben den Manns- und Weibspersonen kaltes und heißes Wasser, Essig und Mist und Kloaken eingeschüttet,*) etlichen Danmenstöcke angelegt, aus den Schienbeinen mit Sägen hin und wieder gesägt, mit Scheitern die Füße bis aus die Knochen gerieben, die Fußsohlen zerquetscht und so lange geschlagen, bis sie von den Füßen abgefallen, die Arme aus den Rücken gebunden und hinter sich ausgeheuket, sehr vielen mit Beilen und Hammern die Leiber dermaßen zerschlagen, zersetzt und verwundet, daß viele Menschen nichts anders als wären sie ganz schwarz gefärbt anzusehen! Sehr viele sind mit Säbeln dermaßen gemetzelt, daß man gleich den andern Tag über 250 tödliche Stiche und Wunden zählet." So verfuhren die Kroaten Jsolauis in Hochstädt. c) Das so gewonnene Gut wurde von den Soldaten gewöhnlich in kürzester Zeit wieder verschleudert. In jedem Lager befand sich ein Spielplatz, wo mit Würfeln und Karten um Geld und Geldeswert gespielt wurde. Dabei kam oft Betrug, Zank und blutige Schlägerei vor. Auch dem unmäßigen Trunke waren die meisten Offiziere und Soldaten ergeben. Fürchterliches Fluchen war bei ihnen Sitte, und die meisten glaubten an Zaubermittel, durch welche sie sich unverwundbar machen konnten. d) In der Schlacht fochten wohl die meisten Soldaten tapfer, aber wenn eine Partei geschlagen war, liefen ganze Scharen davon oder gingen zum Feinde über. Den meisten Generalen kam es aber weniger auf eine Entscheidung durch die Schlacht an, als aus Beutezüge. Daher bestanden die Thaten eines Heeres meist in unablässigem Hin- *) Dies war der sogenannte „Schwedentrunk".
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