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1. Handbuch der deutschen Geschichte - S. 234

1898 - Breslau : Goerlich
— 234 - fair begaben uns ins nächste Holz gen Hellingen, da blieb alt und jung, Geistliche und Weltliche -Lag und Nacht. Der meisten Leute Speise waren schwarze Wachholderbeeren. Nun wagten es etliche Bürger, gingen in die Stadt, kamen und brachten essende Ware und sonst, was ihnen lieb gewesen. Ich dachte: ach! wenn du auch könntest in dein Haus kommen und die baren Pfennige ertappen, und damit dich und deine Kinder könntest fortbringen! Ich wagte es, schlich hinein und ging durchs Spittelthor aufs Mühlthor zu, welches mit Pallisaden vermacht war. Da hatte iuweudig ein und der andere Lauscher gestanden, die mich Unwissenden erhaschten, wie eine Katze eine Maus. Da ward ich mit Stricken gebunden, daß ich mich weder mit Gehen noch Greifen behelfen konnte, sollte entweder Geld geben oder reiche Leute verraten. Mußte den Dieben für ihre Pferde im Herrnhof Futter schwingen, den Pferden zu trinken vorhalten und andere lose Arbeiten thun. Da ich mich nun etwas frei zu sein dänchte, lief ich davon, aber unwissend, daß vor dem Hofthor ein ganzer Haufe Loldaten stand, lief ich ihnen also in die Arme, welche mich mit Degen und Bandelieren sehr wohl abschlugen, mich besser mit Stricken verwahrten, und von Haus zu Haus führten, und sollte ihnen sagen, wem dies oder jenes Haus wäre. Also ward ich auch in mein Haus geführt, da sehe ich in der Hausflur den kupfernen Schöpftopf liegen, in welchem meine Barschaft, dreihundert Thaler, gewesen, und dachte: hättest du das gewußt, daß die Vögel und Füchse weg wären, so wärest du draußen geblieben. Weil ich nun niemand verraten wollte, setzte mir einer meine eigene Kappe, die in meinem Hause auf der Erde lag, auf und hieb mir mit einem Hirschfänger auf den Kopf, daß das Blut zu den Ohren hereinlief, und war kein Loch durch die Haube, denn sie war von Filz. Noch mehr: eben dieser setzte mir aus Mutwillen deu Hirschfänger auf den Bauch, wollte probieren, ob ich fest wäre, drückte ziemlich hart auf, dennoch wollte Gott nicht, daß er mir weiter Blut abgewinnen sollte. Zweimal in einer Stunde, nämlich in der Schneiderin Wittich Hof auf dem Mist, zum andern Mal in des Wildmeisters Stadel, haben sie mir den schwedischen Trunk mit Mistjauche gegeben, wodurch meine Zähne fast alle wackelnd geworden. Denn ich wehrte mich, als man mir einen großen Stecken in den Mund steckte, so gut ich Gefangner konnte. Endlich führten sie mich mit Stricken fort und sagten, sie wollen mich aufhängen, brachten mich zum Mühlthor hinaus auf die Brücke. Da nahm einer von ihnen den Strick, womit beide Füße zusammengezogen waren, der andere den Strick am linken Arni, stießen mich ins Wasser und hielten die Stricke, womit sie mich regierten, auf und nieder zogen. Und weil ich nun mich fehmete und Steurung suchte, erhaschte ich die Rechenstecken, welche aber auf mich zu wichen und konnte daran keinen Anhalt finden, nur daß durch Gottes Schickung mir ein Loch gemacht wurde, daß ich konnte unter die Brücke schlüpfen. So oft ich mich wollte anhalten, schlugen sie mich mit gedachten Rechenstecken, daß dieselben entzwei sprangen, wie ein Schul» bakel. Als sie sich nun nicht allein müde gearbeitet hatten, sondern auch dachten, ich hätte meinen Rest, ich würde im Wasser ersaufen, ließen sie beide Stricke fahren. Da wischte ich unter die Brücke wie ein Frosch, und konnte mir keiner beikommen. Da suche ich im Hosensack und finde ein Messerlein, so sich zusammenlegen ließ, welches sie nicht hatten haben wollen, ob sie mich schon oft durchsucht. Damit schnitt ich die Stricke an beiden Füßen
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