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1. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 170

1894 - Gera : Hofmann
170 Erstes Buch. Iii. Abschnitt: Bilder aus dem Frankenreiche. sie namentlich die innere Ruhe des Reiches, die durch die Empörung einiger Herzoge bedroht wurde, herzustellen strebten. Unter letzteren nennen wir vorzugsweise den Herzog Waifar von Aquitanien, den Herzog Odilo von Bayern und den Herzog Theodebald von Alemannien, welch letzteres Land von jetzt an wegen seiner größtenteils swebischen Bevölkerung das Swebenland oder in deutscher Verstümmelung das „Schwabenland" genannt wird. Diese Aufstände wurden hauptsächlich geschürt durch Grifo, einen Sohn zweiter Ehe Karl Martells mit Swanahild aus Bayern, welcher die Herrschaft den beiden ältern fränkischen Brüdern streitig zu machen suchte. Die von den letzteren gegen die Herzöge unternommenen Feldzüge waren glorreich und glücklich, hatten aber die moralische Kraft des schwächeren Karlmann so sehr erschöpft, daß sich derselbe nach der Ruhe des Klosters sehnte und (747) der Regierung entsagte. Pippin, von seiner geringen Körperlänge „der Kurze", unrichtiger „der Kleine", zubenannt, führte dieselbe nun allein fort, das fränkische Reich zum sechsten Male wieder vereinigend. Pippin, der Alleinherrscher des großen Frankenreichs, erkannte, daß es nunmehr Zeit sei, die unfähigen Nachkommen des merowingischen Geschlechtes zu beseitigen. Äußerst bezeichnend schildert Einhard, der Geheimschreiber Karls des Großen, die Stellung der letzten Merowingen. Er sagt: „Dem König war nichts gelassen worden, als daß er, zufrieden mit dem bloßen Königsnamen, mit herabhängendem Haar und ungeschorenem Bart auf dem Throne saß und den äußeren Schein des Herrschers genoß, die von allen Seiten herkommenden Gesandten anhörte und ihnen bei ihrem Abgange die ihm eingegebenen oder anbefohlenen Antworten wie aus eigener Machtvollkommenheit erteilte. Außer dem leeren Königsnamen und dem mäßigen Lebensunterhalt, den ihm der Hausmeier zumaß, besaß er nichts eigen, als ein Hofgut oder eine Villa von geringem Umfange und Ertrage, einen Fürstensitz von den bescheidensten Verhältnissen und eine wenig zahlreiche Dienerschaft für die notwendigsten Dienstleistungen. Überall, wohin er sich zu begeben hatte, fuhr er auf einem Wagen, von Rindern gezogen und von einem Rinderknecht gelenkt. So fuhr er nach dem Palaste, nach der Volksversammlung, die jährlich für die Reichsgeschäfte gehalten wurde, und nach Hause zurück. Die ganze Staatsverwaltung aber und alles, was zu Hause anzuordnen war, besorgte der Major Domus." Die Schattenkönige mußten aufhören, wenn das Reich nicht endlich selbst zum Schatten werden sollte. Vielleicht mochte auch der allen kräftigen Naturen eigene Ehrgeiz in Pippins Brust seine Stimme erheben und demselben zuflüstern, daß es eines großen Reiches unwürdig sei, wenn sein Herrscher, der Repräsentant seiner Macht, sich vor einem Schattenbilde, wenn auch nur der Form nach, beuge. Pippin beschloß deshalb, zu der königlichen Macht, welche er bereits besaß, auch die königliche Würde zu fügen, und so durch seine eigene Thronbesteigung der merowingischen Dynastie ein Ende zu machen. Es war nichts Tadelnwertes in seinem Zwecke; man kann dergleichen nur in den Mitteln finden, welche Pippin anwandte. Einesteils hatte er die Eifersucht der Reichsgroßen zu fürchten, denen unter der Schattendynastie immer noch Aussicht auf unbehinderte Ausübung ihrer eigenen Macht geblieben war, andernteils mußte er die Unzufriedenheit eines in religiösen Vorurteilen
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