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1. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 202

1894 - Gera : Hofmann
202 Erstes Buch. Iv. Abschnitt: Bilder aus dem Karlingischen Weltreiche. hatte er sich unzuverlässig gezeigt, jetzt ließ er sich in Umtriebe ein mit Adelchis, dem er verschwägert war. Von Karl deshalb zur Rechenschaft gezogen und streng beobachtet, verband er sich mit den Avaren und gab so selbst Karl Gelegenheit, die letzte Herzogsgewalt, die sich bisher ziemlich selbständig gehalten, aufzuheben. Tassilo ward zu Ingelheim des Hochverrates angeklagt, zum Tode verurteilt, von Karl aber begnadigt und mit Weib und Kiud in das Kloster geschickt. Bayern ward in Grafschaften aufgelöst und von nun an wie die übrigen Teile des Frankenreichs regiert. (788.) Gegen die räuberischen Avaren, die von ihren Sitzen in Ungarn Deutschland und Italien verheerten, unternahm dann Karl 791 einen Feldzug. Er trieb sie bis tief in ihr Land zurück, und als er selbst gegen die aufgestandenen Sachsen ziehen mußte, eroberte sein Sohn Pippin, der König von Italien, ihren „Ring", Erdumwallungen, in welchen sie ihre Beute zu bergen pflegten. Es war von da ab mit der Macht, bald auch mit dem Bestehen dieses Volkes zu Ende. Karl entriß ihnen das Land von der Enns bis zur Raab und schuf daraus die avarische Mark. Sie wurde mit bayrischen Kolonisten besetzt und in kirchlicher Beziehung dem Erzbistum Salzburg untergeordnet. In ihr liegen die ersten Keime des österreichischen Staates. Als die sächsische Eroberung für gesichert angesehen werden konnte, griffen Karls Pläne noch weiter. Das Land von der Elbe, Saale und dem Böhmerwald gegen Morgen, welches einst Deutsche bewohnt hatten, war nach dem Abzüge derselben während der Völkerwanderung von Slawen oder, wie sie die Deutschen nannten, von Wenden eingenommen. Diese waren noch heidnisch und in viele Völkerschaften geteilt. Im heutigen Mecklenburgischen wohnten die Obotriten, im Brandenburgischen die Milzen, östlich von der Saale die Sorben und im heutigen Böhmen, wie noch jetzt, die Tschechen. Auch diese Völker hat Karl der Große versucht, in den Kirchen- und Reichsverband hineinzufügen, und hat damit ein Werk begonnen, das, wenn auch erst Jahrhunderte später, von der deutschen Nation vollendet worden ist; denn nach und nach sind hier die alten Grenzen bis zur Oder und Weichsel hin von uns wieder gewonnen worden. Karl war früher mit den Obotriten gegen die Sachsen, dann gegen die Wilzen verbündet. Gegen die letzteren machte er im Jahre 789 einen Feldzng, bis sie Unterwerfung gelobten. Auch Sorben und Böhmen traten in eine Art Abhängigkeit. Karl gründete gegen diese Slawen seine Grenzmarken und legte Burgen an; so Halle an der Saale, und an der Elbe Magdeburg und Büchen, wofür später Hamburg gewählt wurde. Auf die sächsische Mark aber weisen die ersten Anfänge des branöen-burgisch-preußischen Staates zurück. Karls Reich begrenzte im Norden die Eider, im Osten die Elbe und Raab, im Süden der Garigliano und Ebro. Es umschloß alle germanischen Stämme außer den Angelsachsen und den noch heidnischen skandinavischen Völkern, den Nordmannen. Dieser ganzen gewaltigen Macht gab Karl eine feste Gestaltung und Ordnung. Er verschmolz die verschiedenartigen Bestandteile zu einer Einheit, er schuf das Reich, welches die Geschichte kennt als das große Karolinger- oder Frankenreich. Der Höhe, die Karl der Große eingenommen, fehlte noch der entsprechende
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